Ohne Huf kein Pferd – das klingt logisch. Im Winter sind Reitpferdehufe besonderen Strapazen ausgesetzt und brauchen mehr Pflege für das langsamer wachsende Horn. Was hilft Shosho gegen Strahlfäule und sorgt für gesunde Hufe im Winter?
Im Winter, wenn es kalt wird und die Tage kürzer, tickt die Natur gemächlicher. Das gilt auch für die Hufe unserer Pferde, denn sie gönnen sich von Natur aus ebenfalls eine Art Winterpause. Forscher haben an den Hufen von Wildpferden und domestizierten Pferden gemessen, dass Hufe im Winter langsamer wachsen als im Sommer.
Warum ist das so? Darauf hat Shoshos Hufschmied Andreas, der im bayerischen Dressurzentrum Aubenhausen alle sechs Wochen die Hufe der sechsjährigen Hannoveranerstute frisch beschlägt, eine naheliegende Antwort, die den Stand der Wissenschaft spiegelt: „Der Stoffwechsel ändert sich in der kalten Jahreszeit. Die Außentemperatur sinkt, die Durchblutung geht zurück, Energie und Nährstoffe fließen in Fellproduktion und Thermoregulation, und Pferde bewegen sich weniger.“
Das Weidegras, das alle Stoffwechselvorgänge im Sommer boostert, fällt weg. Das ist auch für die ab November aufgestallten Dressurpferde in Aubenhausen so, die nur ein paar Grashalme knabbern, wenn sie bei gutem Wetter auf die Winterweide gehen. „Allerdings ist der Unterschied zum Sommer bei Shosho und ihren Stallkollegen in Aubenhausen nicht so groß wie in vielen Freizeitställen mit reiner Grasfütterung“, beobachtet Hufschmied Andy.
In Aubenhausen werden die Pferde das ganze Jahr über gleichmäßig hochwertig und ausgewogen ernährt, während viele Freizeitpferde den ganzen Sommer überwiegend von der Koppel leben und im Winter auf Heu-Motor umschalten. Mikronährstoffe im Zusatzfutter gibt es bei ihnen oft nicht, stattdessen Minerallecksteine, deren Verzehr gar nicht richtig kontrolliert werden kann.
Robust gehaltene Freizeitpferde können winters aufgrund ihres dicken Fells und gefrorener oder rutschiger Naturböden nicht so intensiv geritten werden. Sportpferde werden hingegen bei Wind und Wetter wie gewohnt in der Reithalle trainiert und bewegt, damit sie gesund und leistungsbereit bleiben auch über die dunklen und kalten Monate.
Von Natur aus drosselt der Pferdekörper bei niedrigen Temperaturen die Durchblutung von Beinen und Hufen, um die Versorgung der lebenswichtigen Organe im Körperstamm und im Gehirn zu sichern.
Zudem sorgt ein raffinierter Mechanismus für wohlige Temperaturen an lebenswichtigen Stellen in Beinen und Hufen. Der australische Hufforscher Professor Christopher Pollitt fand ein Frostschutz-Phänomen im Pferdehuf, das auch die Ohrspitzen von Polartieren vorm Erfrieren bewahrt: Eine Blitzheizung in den Huflamellen schießt bei Kälte warmes Blut aus dem Körperinnern zu. Es strömt über direkte Brücken zwischen Arterien und Venen (arteriovenöse Anastomosen, AVA) im Huf, muss sich also nicht durch die feinen Kapillaren zwängen.
Diese Fußheizung drosselt den Zufluss von Nährstoffen in die Kapillaren der Huflederhaut. Auch deshalb sinkt bei Kälte die Zell- und Hornbildungsrate im Pferdehuf, was gesunde Hufe im Winter zunächst gefährdet. So stellte Tierärztin Dr. Bianca Patan während ihrer Doktorarbeit im Jahre 2001 an freilebenden Przewalskipferden fest, dass die Hornbildung im Sommer etwa 7,6 Millimeter pro Monat beträgt, im Winter nur 3,7 Millimeter. Auch bei Reitpferden, ob beschlagen oder barfuß, maßen Wissenschaftler ein im Winter bis auf die Hälfte reduziertes Hufwachstum.
Auch die Tageslänge scheint Einfluss auf das Hufwachstum zu nehmen. Und zwar über das Hypophysenhormon Prolaktin, das die Hornbildung stimuliert. Deshalb haben Pferde in Offenstallhaltung mit natürlicher Lichteinwirkung übers Jahr größere Differenzen im Hufwachstum als Boxenpferde, die wenig vom Tageslicht mitbekommen.
Saisonale Einflüsse auf den Huf
ToDo’s für Top-Winterhufe
Auch und gerade im Winter, wenn das Horn weniger wächst, müssen wir die Hufe unserer Reitpferde im Auge haben. „Wo nicht viel nachwächst, kann ich zwar nicht so viel wegnehmen“, sagt Shoshos Hufschmied Andy. Er behält trotzdem auch im Winter seinen Sechs-Wochen-Rhythmus bei. „Der passt für 80 Prozent meiner Pferde ganzjährig.“
Deshalb trägt auch Shosho ganz normale kappenlose Hufeisen an den entsprechend ihrer Statur recht zierlichen Hufen. „Shosho beschlage ich mit Größe 3. Ein großes Sportpferd hat 4 bis 5, wobei die Größe je nach Hersteller der Eisen differiert. Bei Shosho benutze ich Werkman-Eisen“, sagt Andy, der der Hannoveranerstute „eine vernünftige Hufqualität“ bescheinigt. „Wie gut die Hufe sind, hängt stark vom Typ und der Rasse ab. Spanier und Haflinger haben meist grundstabile Hufe, bei Vollblütern ist die Hufqualität tendenziell eher schlechter.“
Nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über bekommt Shosho pro Hufeisen noch zwei Widia-Stifte eingesetzt; das sind kleine Hartmetallstifte, die Rutschen auf Pflaster verhindern, aber die Hufstellung nicht verändern. Stollen trägt Shosho als Dressurpferd auch im Winter nicht.
Wenn die Stute bei Schnee auf die Koppel oder auf den großen Paddock geht, bekommt sie außerdem Schnee-Einlagen, sogenannte Huf-Grips. Sie verhindern, dass Schnee im Hufeisen aufstollt und zu Stolpern führt.
Als weitere Pflegemaßnahmen für gute Winterhufe rät Shoshos Hufschmied zum täglichen gründlichen Kontrollieren und Säubern des Strahls. Und zur peniblen Hygiene des Bodens, auf dem die Pferde stehen: „Wir haben in Aubenhausen das Glück, dass die Stallhygiene top ist. Die Einstreu ist trocken, und die Hufe stehen nicht im Mist. Eine Mischung aus Nässe, Fäulnisbakterien und aggressivem Ammoniak macht das Hufhorn nämlich weich und führt zu Strahlfäule.“
Waschen oder Abspritzen der Hufe im Winter findet der Hufschmied sinnvoll. „Vor allem, wenn im Hallenbelag Magnesium ausgebracht wurde, welches die Haut in der Fesselbeuge reizt, tut das den Pferdebeinen gut.“
Vor einem Pflege-Utensil warnt Andy: Huffett. „Ich bin kein Huffett-Fan, auch wenn das fürs Auge gut ausschaut. Aber Fett versiegelt das Röhrchenhorn. Darunter können sich dann Fäulnisbakterien vermehren.“ Lieber ein hochwertiges Pflanzenöl oder Balsam verwenden, rät Andy, und sei es Olivenöl oder der gute alte Lorbeerbalsam: „Am Kronsaum aufgetragen, kann er helfen, die Hornqualität zu verbessern.“
Wenn sich trotz aller Hygiene an der Mittelstrahlfurche erste Anzeichen von Fäulnis zeigen, helfen austrocknende, desinfizierende Hufpflegemittel gegen Bakterien und Pilze. „Alles, was man im Handel bekommt, kann man bedenkenlos probieren“, sagt Andy. Die in Verruf geratenen alten Wunderwaffen Kupfersulfat oder Jodoformäther sind in diesen Mitteln maximal in sicherer Dosierung enthalten.
Auch Zahnpasta als Hausmittel funktioniert für gesunde Hufe im Winter, weil es das Horn ebenfalls austrocknet. Wichtig: vorher mit Mulltupfer die Strahlfurche saubermachen, frischen Mulltupfer mit Pflegemittel tränken, in die Strahlfurche drücken und drinlassen.
Zu guter Letzt trägt die ausgewogene Ernährung des Pferdes grundlegend dazu bei, dass das Pferd stabile und gesunde Hufe im Winter behält. Wobei sich auch hier hartnäckig Anekdoten halten, welcher Mikronährstoff angeblich besonders gut hilft.
So hieß es jahrelang, Biotin (Vitamin H) sei das Wunder-Vitamin, das Winterhorn zum Wachsen bringe, wenn man nur genug davon füttert. Dann wieder wurde Zink hoch gelobt. Es verbessert insgesamt den Hautstoffwechsel und kann damit auch der Hufqualität nutzen. Allein auf weiter Flur richtet es jedoch nichts Entscheidendes aus. Schwefel und natürlich auch Aminosäuren gelten als weitere Hufretter.
Prompt ziehen bevorzugt im Winter diverse Kübel und Dosen in Pferdeställen ein, deren Inhalt mangelnde Einstreuhygiene oder fehlende Paddockbefestigung kompensieren soll. Die nüchterne Wahrheit ist wie so oft in der Pferdeernährung: Viel hilft nicht unbedingt viel, und ein einzelnes Vitamin macht selbst in hoher Dosis noch keinen harten Huf. Es kommt auf die clevere Kombi an.
„Wenn das Pferd gesund ist, keinen nachgewiesenen Mangel hat oder Symptome wie brüchige Hufe, dann braucht es auch kein spezielles Huf-Futter. Weder im Winter noch im Sommer.“
„Super Heu und viel Bewegung ist das A und O für die Hufe“, sagt Andy. „Wenig Zucker und Melasse, dafür ein hochwertiges Mineralfutter, das passt schon!“
Dr. Bianca C. Schwarz, DipECEI, ist europaweit renommierte Pferdeinternistin und unsere Shoshologisch-Expertin für alle inneren Erkrankungen von Atemwegen bis Zwerchfell sowie für allgemeine gesundheitliche Themen. Symptome erkennen, Parameter richtig deuten und dabei kleinste Details zu ermitteln, ist für sie akribische Detektivarbeit in der differenzierten Diagnostik und kompetenten Befundung medizinischer Probleme. Dr. Schwarz berät Pferdebesitzer und Ärztekollegen, erstellt Gutachten und hält Vorträge. www.pferdeinternist.de
Die Veterinär-Physiotherapeutin behandelt Shosho und ihre Sportpferdefreunde in Aubenhausen nicht nur körperlich, sie hilft ihnen mit Verladetraining auch, gelassen in den Hänger zu gehen. An der Aberystwyth-University legte sie den Bachelor in Equine Sciences ab, an der Middlesex University den Master in Veterinary Physiotherapy. Seit 2014 ist sie selbstständig tätig: www.pauline-nachbauer.com
Die Dressurreiterin, Mutter von Jessica und Benjamin Werndl, prägt mit ihrer positiven Ausstrahlung die Atmosphäre in Aubenhausen. Aus ihrer Liebe zu Pferden und zum Yoga gründete sie die Yoga-Schule www.self-ish.de und coacht Spitzenreiter auf dem Weg zur Harmonie mit ihren Pferden. Außerdem engagiert sie sich im Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten DKThR e.V. und ermöglicht behinderten Menschen Reitunterricht.
Der Pferdezahnspezialist ist Tierarzt mit Zusatzbezeichnung und Weiterbildungsermächtigung Zahnheilkunde, außerdem Equine Veterinary Dentist (SVA). Er betreibt eine Tierärztliche Gemeinschaftspraxis im bayerischen Warngau mit Dentalzentrum in Lenggries, betreut alle Pferde im Dressurzentrum Aubenhausen und ist Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde. www.herold-simon.de
Dr. Gabriele Alber ist Agrarwissenschaftlerin und seit Januar 2019 stolze Besitzerin von Hannoveranerstute Shosho (MV: Riccione, V: Sir Donnerhall). Sie gab der Stute den Namen Shosholoza (südafrikanisch „Aufbruch“). Neben Shosho gehört noch der 1997 geborene Wallach David zur Pferdefamilie. Gabriele Alber wuchs mit Pferden auf und ritt Dressur bis Klasse S. 1998 gründete sie die Manufaktur navalis® nutraceuticals, die sie bis 2021 führte. Heute ist sie selbstständig beratend im Bereich Pferdeernährung und Produktentwicklung tätig.
Benjamin Werndl ist Head Coach von Shosho und leitet das Dressurzentrum „HOME of the DRESSAGE HORSE“ im bayerischen Aubenhausen mit seiner Schwester Jessica von Bredow-Werndl. Der Träger des Goldenen Reitabzeichens zählt zu den Top Ten der Dressur-Weltrangliste und zum deutschen Olympiakader. Mit neun Jahren bekam Benjamin Werndl www.benjamin-aubenhausen.de sein erstes Pony und wollte erst Springreiter oder Skirennfahrer werden, bevor er 2002 als Vize-Europameister und Deutscher Meister der Jungen Reiter seine Dressurkarriere startete.
Eilika Böye trainiert die Stute Shosho täglich und gehört seit Juli 2019 zum Team Aubenhausen www.aubenhausen.de, wo sie sich vor allem um die Dressurausbildung der jungen Pferde kümmert. Die Pferdewirtin Schwerpunkt Reiten, ausgezeichnet mit der Stensbeck-Plakette, war auch im Springen bis Klasse S und in der Vielseitigkeit bis CIC* erfolgreich und als Bereiterin unter anderem auf dem Hof Kasselmann tätig.
Yvonne Baumgärtner kümmert sich ganzheitlich um Shosho von der täglichen Pflege über Erziehungsfragen bis hin zum Füttern morgens, mittags und abends. Seit Dezember 2018 gehört sie zum Team Aubenhausen. Yvonne koordiniert Shoshos Gesundheitsmanagement, wacht darüber, dass es ihr gut geht und kennt ihre Futtervorlieben ebenso wie Shoshos Eigenheiten als Pferdepersönlichkeit.
Dr. Kathrin Irgang berät Pferdebesitzer umfassend in Fütterungsfragen und unterstützt „ShoshoLogisch“ als Expertin. Nach dem Studium der Veterinärmedizin spezialisierte sich die Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung (Kleintiere) www.tierarzt-ernaehrung.de im Jahr 2000 auf computergestützte Rationsberatung und Diätetik für Pferde. Ihr Leitmotto: „Gut gefüttert heißt noch nicht optimal ernährt.“
Online-Chefredakteurin Christine Felsinger ist studierte Biologin und Journalistin. Sie besitzt zwei Pferde, geboren 1997 und 2022, und verantwortet seit 1998 Fachmedien zum Thema Pferd. Heute als freie Journalistin, Bloggerin und Kommunikatorin tätig, leitete sie viele Jahre das Reitsportmagazin Cavallo, konzipierte unter anderem das Bookazin "ReitKultur", den Ernährungs-Blog www.freundpferd.de und den Pferdegesundheits-Blog „ShoshoLogisch“. In der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd e.V. www.pferd-forschung.de ist sie Vorstandsmitglied.
Maresa Mader hat ihre Hobbys Pferde, klassische Dressur und Fotografie zum Beruf gemacht www.maresamader.com. Die Diplom-Designerin und Reiterin ist die Kamerafrau bei ShoshoLogisch. Sie fotografiert die Harmonie zwischen Pferd und Reiter seit 2010 mit viel Gefühl und gutem Auge – und freut sich, dass die fotogene und talentierte Stute Shosho ihr als Model so viel Spielraum für Motive und Momente bietet.
Miriam Reichel studierte Jura, hat ein Pferd, dass sie momentan in Klasse M in der Dressur vorstellt und zwei Hunde. Sie leitet zwei Verlage und hat zahlreiche Bücher und Artikel herausgegeben. Nebenbei spricht sie auf Krebskongressen zum Thema Heilung und Ernährung. www.miriam-reichel.com