Aubenhausen von Heu bis Bodenarbeit: Shoshos Alltag

Shosho beobachtet aus ihrer Box, was auf der Stallgasse los ist. Foto: Maresa Mader

Um Shoshos pferdegerechte Fütterung und Pflege kümmert sich im Dressurzentrum Aubenhausen Stallpflegerin Yvonne Baumgärtner. Sie weiß, dass Rundumbetreuung für Sportpferde mindestens genauso wichtig ist wie Übungseinheiten in der Reithalle. In der Sorge um das Pferdewohl liegt das Geheimnis der Motivation und der sportlichen Leistung eines Dressurpferds. Yvonne kennt den Ablauf im Profistall genau und ist hautnah dabei, wenn aus Jungpferden wie Shosho Superstars werden.

Wir treffen Yvonne um 7.00 Uhr beim Füttern. Sie hat einen genauen Plan, was welches Pferd dreimal täglich zu fressen bekommt, denn die Ernährung von Sportpferden ist eine Wissenschaft für sich. „Du bist, was du isst“ gilt nicht nur für uns, sondern auch für unsere Pferde. Und so lässt sich das Team immer wieder schulen, um auf dem neusten Stand der Fütterungswissenschaft zu sein.

Yvonne sorgt dafür, dass die Tiere in Ruhe frühstücken können und betont: „Wichtig ist, dass alle Pfleger den Stall nach dem Füttern noch einmal verlassen, damit die Pferde wirklich ganz ungestört fressen können.“ Nachdem Shosho gefressen hat, wird ihre Box sauber gemacht und wie jeden Tag üppig mit Stroh eingestreut.

Um Shoshos Morgenarbeit kümmert sich Eilika Böye, Pferdewirtin mit Stensbeck-Plakette. Sie bildet in Aubenhausen die jungen Pferde unter Anleitung der Head Coaches Jessica von Bredow-Werndl und Benjamin Werndl aus. Eilika erstellt jede Woche einen neuen Trainingsplan mit Vor- und Nachmittagsprogramm für Shosho. Shosho hat bereits Hinterhandwendung und Schritt-Galopp-Übergänge gelernt, beherrscht erste Seitengänge und zeigt spielerische Ansätze zum fliegenden Galoppwechsel. Die Stute ist aktuell auf Niveau der Dressurpferde-Klasse L und wird nun auf Lektionen der Dressurpferde-Klasse M vorbereitet.

Um 12.00 Uhr gibt es Mittagsessen für Shosho, und Eilika gibt wieder an Yvonne ab; nicht ohne ihr vom Trainingsverlauf zu berichten und sie auf dem aktuellen Stand zu Besonderheiten zu halten. Jetzt haben die Pferde eine Stunde Zeit, um ihre Mittags-Heuration zu fressen; bei Shosho sind das immerhin drei Kilogramm Heu. Morgen bekommt sie ebenfalls drei Kilogramm, abends noch einmal sechs Kilogramm. Danach wird um 13.00 Uhr Kraftfutter gefüttert. Danach, erzählt Yvonne, „macht Shosho erst einmal ein kleines Schläfchen und legt sich dazu auch gerne ins saubere Stroh“.

Schlaf- und Esszimmer: Shoshos Pferdebox ist üppig mit Stroh eingestreut, das Heu wird für die gesunde Fresshaltung am Boden vorgelegt. Foto: Maresa Mader

Nach dem Mittagsschlaf geht es in Aubenhausen um 15.00 Uhr wieder los: Wurde Shosho am Vormittag nicht geritten, sattelt Eilika sie am Nachmittag. Wurde sie vormittags geritten, wartet nachmittags das Alternativprogramm Laufband, Koppel oder Führmaschine. Die Stute geht, wie alle Pferde in Aubenhausen von Youngster über Superstar bis Rentner, im Winter auf den Paddock und im Sommer auf die Koppel. Abwechslung im Freien bietet ein Ritt über die wunderschöne Galoppbahn, auf der man sehr gut fliegende Galoppwechsel üben kann oder einfach nur locker galoppiert. Außerdem macht Eilika mit Shosho hin und wieder einen Ausritt in den Wald. Spaß und Leistung gehen Hand in Hand in Aubenhausen, und Abwechslung wird großgeschrieben.

Sieben Tage die Woche werden die Pferde bewegt, wobei am Sonntag grundsätzlich Schritttag ist. „Die jungen Pferde haben außerdem noch einen zweiten Schritttag, denn sie sollen ja nicht zu stark beansprucht werden“, erklärt Yvonne. Freispringen findet für Shosho immer donnerstags statt. Longentage hat sie ein bis zwei pro Woche. Auch dabei wird variiert, mal einfach am Halfter gejoggt, mal ausgebunden mit Trense vorwärts-abwärts longiert. Und natürlich lernt Shosho vom Boden aus gezielt bestimmte Lektionen, damit der Reiter sie später unter dem Sattel leichter abrufen kann.

So zählt etwa der ehemalige dänische Olympiareiter Morten Thomson zu den Gasttrainern in Aubenhausen, denn er schwört auf Bodenarbeit. Junge Pferde wie Shosho gewöhnt er spielerisch auf der Basis von Druck und Entspannung daran, auf Kommando rückwärts zu gehen, Abstand zu halten und sich auf den Reiter am Boden zu fokussieren.

Jedes positive Verhalten vom Pferd wird belohnt: Reagiert es nicht, wird der Druck sanft aufrechterhalten; reagiert es, wird sofort nachgelassen. Dafür benötigt man Erfahrung und Feingefühl, später erarbeitet Morten Thomson so Piaffe und Passage mit den Pferden.

Auch Bereiterin Eilika Böye übt mit den Pferden am Boden, zum Beispiel das Verladen. Zum Hängertraining wird der „Stablehopper“ in die Halle gefahren; drumherum übt Eilika Stehenbleiben oder Rückwärts-, Vorwärts- und Seitwärtsgehen. So entsteht an Turniertagen kein Stress beim Verladen, und Shosho konnte ihr erstes Turnier – eine Dressurpferdeprüfung Klasse A in München-Riem – stressfrei vom Transport bis zur Prüfung und wieder nachhause bewältigen. Yvonne und Eilika bescheinigen ihrem Schützling sogar, dass Shosho zu den unkompliziertesten Pferden gehört, was das Verhalten beim Turnier anlangt.

Kurz vor Weihnachten 2020 absolvierte Shosho bei einem kleinen Hausturnier ihre erste Dressurpferdeprüfung Klasse L, und nun geht es behutsam Richtung Klasse M. Hoffen wir also, dass bald wieder Turniere stattfinden können 2021. Nicht nur für Shosho, sondern auch für Aubenhausens Spitzenreiterin Jessica von Bredow-Werndl: Die amtierende Deutsche Meisterin in der Dressur hat sich mit ihren Top-Pferden Dalera BB und Zaire für den Olympiakader qualifiziert und fiebert der Reise zu den Olympischen Spielen nach Tokyo im Sommer 2021 entgegen!

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