Insektenschutz für Pferde: Bremsen, Wespen und Mücken abwehren

Insektenschutz: Pflegerin Yvonne Baumgärtner zieht Stute Shosho ihre Fliegenmaske auf.
Insektenschutz: Pflegerin Yvonne Baumgärtner zieht Stute Shosho ihre Fliegenmaske auf. Foto: Maresa Mader

Kaum ist die Sonne aufgegangen, beginnt im Dressurzentrum Aubenhausen der Tag mit einem Koppelausflug. Auch Stute Shosho darf jetzt für zwei Stunden auf der Weide bummeln, bevor die Insekten tagsüber zu lästig werden. Logisch, dass Pflegerin Yvonne Baumgärtner Shosho mit Insektenschutz für Pferde engmaschig ausrüstet von Kopf bis Schweif.

Als erstes zieht sie Shosho ihre Fliegenmaske über. Dieser wichtigste Insektenschutz für Pferde bedeckt je nach Modell komplett den Kopf von Ohren bis Nüstern. Am wichtigsten ist, dass Augen und Ohren bedeckt sind: Stallfliegen setzen sich gerne in die Augenwinkel, lecken Tränenflüssigkeit und können Keime übertragen, die fiese Bindehautentzündungen verursachen.

Insektenschutz für Pferde: Ohrenmuscheln bedecken

Aber auch die Ohren sind besonders schutzbedürftig: Dort krabbeln die winzig kleinen Kriebelmücken (Simulides), Gnitzen (Culicoides) und Stechmücken trotz des dichten Haarpelzes im Ohr gerne hinein und zapfen die Blutgefäße an, die direkt unter der sehr dünnen, nicht von Unterhautfett gepolsterten Haut verlaufen. Stechen die Insekten zu, hinterlassen sie blutige Krusten und Juckreiz: Die Pferde scheuern sich an jedem Baum oder Pfahl, den sie erwischen.

„Insektenschutz für Pferde ist bei uns in Aubenhausen notwendig, weil unsere Stallungen mitten im Grünland liegen. Wichtig ist, dass die Pferde sich mit Schutzkleidung frei bewegen können und dass nichts zwickt oder scheuert, vor allem um die empfindlichen Augen und Ohren.“

Yvonne BaumgärtnerPferdepflegerin im Dressurzentrum Aubenhausen

Pferdeställe wie Aubenhausen, idyllisch umgeben von Weiden, Heuwiesen, Gebüschen und womöglich Obstwiesen sind nicht nur ein Genuss für Pferd und Reiter, sondern auch Paradiese für Mücken, Wespen und Bremsen. Für Shosho sind vor allem letztere gefährlich, denn gegen Bremsenstiche ist die junge Hannoveranerstute wie viele andere Pferde auch überaus empfindlich.

„Fünf, sechs Stiche reichten, dann sah Shoshos Körper manchmal aus wie ein Streuselkuchen“, erinnert sich Shosho Besitzerin Dr. Gabriele Alber an Sommermonate mit ihrer Stute, die auf Bremsen mit Urtikaria (Nesselfieber) reagierte. Bei einer Urtikaria entstehen Ödeme in der Haut. Quaddeln, manchmal auch Ringe oder Streifen, bilden sich, die sich lokal oder über den ganzen Körper verteilen.

Insektenschutz für Pferde: Bremsen abwehren

Gerade für empfindliche Pferde sind die bis zu 2,5 Zentimeter großen Pferdebremsen (Tabanus sudeticus) gefährlich. Aber auch die kleineren Regen- oder Gewitterbremsen (Haematopota pluvialis), die vor allem bei schwülwarmem Wetter oder nach kurzen Regengüssen schwärmen, sind lästig und hinterlassen schmerzhafte Quaddeln bei Pferd und Reiter.

Insektenschutz rundum: Stute Shosho trägt Kopfmaske, Halsteil und Decke. Foto: Maresa Mader

Deshalb legt Pflegerin Yvonne Baumgärtner beim Koppelgang an Sommertagen Wert auf Insektenschutz für Pferde, der den ganzen Körper von Ohr bis Schweif umhüllt. Dazu gehört neben der Kopfmaske mit speziellem Nüsternschutz ein Halsteil, das locker sitzen soll und das Pferd nicht behindert, dabei den Hals aber gut bedecken und keine Lücke lassen soll.

Den größten Teil des Körpers umhüllt die Decke, mit der Yvonne das Halsteil über Klettverschlüsse verbindet. Damit Shosho unter der Decke nicht schwitzt, ist der Stoff zwar engmaschig genug, damit keine Mücken durch krabbeln oder durch stechen. Und gleichzeitig luft- und dampfdurchlässig für ein gutes Klima unter der Decke. Shosho hält bei der täglichen Ankleideprozedur brav still, so als ahnte sie, dass Decke & Co. ihrem Wohlbefinden dienen.

Gefürchtet sind neben Bremsen vor allem im Spätsommer auch Wespen, wenn sie ihre Nester verlassen und aktiv nach süßem Futter suchen. Alles ist ihnen recht, von Apfel und Banane im frisch angesetzten Mash bis zum Fallobst auf der Koppel.

Insektenschutz für Pferde: Entwarnung bei Wespen

Während Wespen für Menschen gefährlich sind und vor allem Stiche in Mund und Rachen lebensbedrohlich werden können, sind Tierärzte bei Pferden eher gelassen, was Wespengefahr anlangt, denn Pferde werden nur selten von Wespen gestochen.

In Ruhe fressen und bewegen: Mit Insektenschutz ist für Shosho der Koppelgang entspannend. Foto: Maresa Mader

Schließlich stechen Wespen, anders als Bremsen oder Mücken, nicht, weil sie auf Nahrungssuche im Blut sind. Sondern vielmehr, weil sie bei der Suche nach süßem Futter gestört werden und sich wehren. Zugute kommt Pferden auch, dass sie als selektive Fresser wählerisch sind und sehr vorsichtig ans Futter rangehen.

So tasten sich Pferde beispielsweise an einen im Gras liegenden Apfel sich erst einmal mit der Oberlippe heran, ehe sie zubeißen und vielleicht aus Versehen eine Wespe erwischen. Hat der Check Entwarnung gegeben, schlagen die Pferde die Schneidezähne in die Frucht.

Was bei Pferden im Gegensatz zum Menschen praktisch nie passiert: dass eine Wespe tiefer in den Schlund rutscht und dort sticht. Denn bis die Wespe dorthin gelangen kann, ist der Apfel gut durchgekaut und das Insekt neutralisiert.

Insektenschutz für Pferde: Keine Chance den Mücken

Neben Wespen und Bremsen gibt es eine dritte Gruppe der fliegenden Plagen: Stechmücken, die sich in warmen Sommern besonders gut vermehren und entwickeln, allerdings bei großer Trockenheit Probleme haben, einen Ablageplatz für ihre Eier zu finden.

Da sind zum einen die Stechmücken, zu denen die Hausmücken (Culex-Arten) zählen sowie die etwas größeren und aggressiveren Wald- und Wiesenmücken (Aedes-Arten). Während Stechmückenstiche bei Menschen häufig und schmerzhaft sind, aber anders als etwa Wespen selten allergische Reaktionen auslösen, sind Stechmücken für Pferde eine ernst zu nehmende Gefahr, ebenso wie Kriebelmücken (Simuliidae) und Gnitzen (Culicoides).

Sommerekzem: Wenn Pferde allergisch reagieren

Speziell auf diese Mückengattungen reagieren heute viele Pferde allergisch mit dem sogenannten Sommerekzem, das heute fast alle Rassen betrifft. Sowohl genetische als auch umweltbedingte Komponenten sind beteiligt. Sichtbares Leitsymptom von etwa Mai bis Oktober je nach Wetter ist der Juckreiz: Mückenstiche in Mähnenkamm und Schweifrübe jucken die Allergiker unter den Pferden so stark, dass sie sich Mähne und Schweif komplett abscheuern.

Der Schweiflatz an der Decke schützt die Schweifrübe gegen Mückenstiche. Foto: Maresa Mader

Shosho zählt zum Glück nicht zu den leidgeprüften Sommerekzemern. Aber natürlich profitiert auch die Hannoveranerstute in ihrer hochwertigen Koppel-Schutzkleidung davon, dass Kriebelmücken und Gnitzen bei ihr nicht landen können.

Denn lästig sind diese Mückenarten allemal auch bei nicht-allergischen Pferden: Weil die Pferde nur noch damit beschäftigt sind, Mücken zu vertreiben oder vor ihnen wegzurennen, wird die wertvolle Entspannungszeit auf der Koppel zur Abwehrschlacht gegen Insekten.

Ein Vorteil des Komplettschutzes für den Koppelgang ist, dass Kopfhaube, Halsteil und Decke ein wirksamerer Insektenschutz für Pferde sind als das beste Repellent, also Bremsen- oder Fliegenspray, aus der Sprühflasche: „Repellents benutzen wir für Shosho deshalb nur noch sehr selten, eigentlich nur beim Ausreiten“, sagt Shoshos Besitzerin Dr. Gabi Alber.

Gut zu wissen

Um bei Insektenstichen lokale Reaktionen an Schleimhaut und Haut zu mildern, können Hausmittel helfen, mit denen sich Reiter auch selbst verarzten: eine halbe Zwiebel auf die Haut drücken. Die darin enthaltenen Adstringentien verengen die Gefäße, stoppen die Mikroblutung und verringern die Schwellung als Sekundärreaktion auf den Insektenstich.

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