Gesunde Nährstoffe für Pferde = Nutriologie

Eine Hand gibt mit einer Futterschaufel Kräuter in eine blaue Futterschüssel.
Auch Kräuter zählen zum nutriologischen Ernährungsspektrum beim Pferd, weil sie hoch potente sekundäre Pflanzenstoffe mit pharmakologischer Wirkung enthalten. Shosho erhält kurmäßig eine Mischung, welche die Atemwege unterstützt. Foto: Maresa Mader

Ernährung, Bewegung und Harmonie mit der Umgebung sind für unser Pferd die Grundlagen einer ganzheitlich gesunden Lebensweise. Im Blog ShoshoLogisch beschäftigen wir uns heute gezielt mit dem Faktor Ernährung, genauer: mit Nutriologie = gesunde Nährstoffe für Pferde.

Was ist überhaupt Nutriologie? Nutriologie (aus: nutrition = Ernährung + -logie = wissenschaftliche Disziplin) beschreibt innerhalb der Ernährungsmedizin den gezielten Einsatz essenzieller und nicht-essenzieller Makronährstoffe und Mikronährstoffe beim Menschen und beim Tier. Zu den Makronährstoffen, kurz auch Nährstoffe genannt, zählen Wasser, Kohlenhydrate (Stärke, Zucker), Proteine (Eiweiß) und Fette.

Was bei diesen Makronährstoffen grundsätzlich zu beachten ist und wie sie im Futter sinnvoll zusammengesetzt werden, habt ihr hier im Beitrag zur Fütterung von Hannoveranerstute Shosho erfahren, die wir im Blog begleiten.

Warum sind gesunde Nährstoffe für Pferde wichtig, um das Immunsystem zu unterstützen oder die Bausteine für einen reibungslosen Fellwechsel zu liefern? Das haben wir am Beispiel Shosho ebenfalls im Blog dargestellt. Zu den Mikronährstoffen – hier gibt es übrigens auch semi-essenziell, die von Zeit zu Zeit für den Stoffwechsel wichtig werden – zählen Vitamine und Mineralstoffe. Wobei sich Mineralstoffe wiederum je nach notwendiger Dosis in Mengen- oder Spurenelemente unterteilen.

Bioaktive Substanzen und gesunde Nährstoffe für Pferde

Über die natürliche und zusätzlich ergänzte Nahrung nimmt das Pferd bereits eine Vielfalt an Makro- und Mikronährstoffen auf. In der Nutriologie werden gesunde Nährstoffe für Pferde noch erweitert und ergänzt durch gesundheitsfördernde Substanzen ohne Nährstoffcharakter – die bioaktiven Substanzen.

Karotten enthalten zum Beispiel Beta-Carotin, eine Vorstufe des Mikronährstoffs Vitamin A. Die leckere Begrüßung und Belohnung, die Shosho gern aus der Hand von Besitzerin Dr. Gabriele Alber nimmt, reicht natürlich nicht, um den Vitamin A-Bedarf der Stute zu decken. Foto: Maresa Mader

Diese Substanzen sind hochpotent und lange verkannt; in erster Linie zählen dazu die sekundären Pflanzenstoffe, die der Pflanzenphysiologe und Nobelpreisträger Albrecht Kossel um das Jahr 1900 beschrieb. Seine Kollegen aus der Ernährungswissenschaft erkannten die Wirkung dieser Pflanzenstoffe auf die Gesundheit vom Menschen und vom Tier erst spät – und schätzen diese heute umso mehr.

Sekundäre Pflanzenstoffe kommen, im Gegensatz zu den primären Pflanzenstoffen (Kohlenhydrate, Proteine, Fette) nur in geringen Mengen in Pflanzen vor und bestehen aus einer Fülle chemisch sehr unterschiedlicher Verbindungen. Öfters haben sie pharmakologische Wirkungen, denn der Pflanze dienen diese Stoffe natürlicherweise zum Beispiel dazu, sich vor Fressfeinden zu schützen und sind in diesem Fall die Vorlage unserer Antibiotika.

In der Human- und Pferdeernährung nutzt man die pharmakologischen Wirkungen der bioaktiven Substanzen zum Schutz vor Krankheiten – oder vielmehr: Man setzt sie ein, damit Pferde gar nicht erst krank werden. Idealerweise sind bioaktive Substanzen natürlich ebenso wie Makro- und Mikronährstoffe bereits in der täglichen Nahrung des Pferdes enthalten.

Ist dies nicht oder nicht im ausreichenden Umfang der Fall, werden auch bioaktive Substanzen dem Pferdefutter über spezielle ernährungsmedizinische Produkte hinzugefügt, den sogenannten Nutraceuticals. Nutraceuticals (aus: nutrition = Ernährung + pharmaceuticals = Arzneimittel) sind Futterzusätze, die Substanzen mit heilender Wirkung in effektiver Dosierung enthalten.

„Wenn anorganische und organische Nährstoffe das Gewebe eines Stoffes darstellen, bewirken die sekundären Pflanzenstoffe Farben und Muster des Gewebes“

Robert Whittaker und Paul Feeny im Fachmagazin “Science” 171 (1971)

Der Pferdestoffwechsel braucht ständig Nachschub

Sind Nährstoffe und bioaktive Substanzen optimal in Balance, ist das Pferd gut ernährt – die beste Voraussetzung, dass es gesund bleibt. Geraten sie in Dysbalance, fehlen im Pferdekörper wichtige Substanzen für die reibungslose Funktion der Organe und Organsysteme, den geregelten Stoffwechsel und den ständigen Auf-, Um- und Abbau von Körpergewebe.

So können früher oder später Krankheiten entstehen, denen wir durch nutriologische Maßnahmen vorbeugen oder damit ihre Heilung fördern. Wie sehr man Pferden damit helfen kann, hat Dr. Gabriele Alber, die Besitzerin von Hannoveranerstute Shosho, dazu bewogen, die Nutriologie zur Mission ihrer Entwicklungsarbeit zu machen.

„Im Mittelpunkt unserer Philosophie steht die ganzheitliche Gesundheit der Tiere, und an oberster Stelle steht der Erhalt der Gesundheit. Das bedeutet auch, dass wir in der Beratung am liebsten schon beim gesunden Pferd ansetzen möchten und nicht erst beim kranken Pferd“. „Wir möchten Nährstoff-Dysbalancen frühzeitig erkennen, diese durch passende nutriologische Unterstützung wieder ausgleichen und damit Funktionsbeeinträchtigungen im Pferdekörper vorbeugen.“

Dr. Gabriele Alber, mit Ihrer Dressur-Nachwuchsstute Shosholoza. Foto: Maresa Mader
Dr. Gabriele AlberAgrarwissenschaftlerin

Bei Infektionen ändert sich der Nährstoffbedarf

Je nach physiologischer Bedarfssituation (etwa Jungpferde im Wachstum, Stuten während der Laktation, Leistungspferde wie Shosho, Senioren), aber auch bei Stoffwechselentgleisungen, Enzymdefekten unterschiedlichen Ursprungs oder Infektionen, ändert sich der Nährstoffbedarf beim Pferd.

Wird die Fütterung darauf nicht angepasst, entstehen Krankheiten, deren Anzeichen häufig nicht direkt in Zusammenhang mit der Ernährung gebracht werden. Die Ernährungsmedizin kann mittels Zufuhr bestimmter Nähr- und Wirkstoffmoleküle Defizite ausgleichen, Dysbalancen vermeiden, schädigende Radikale ausgleichen, Stoffwechselsysteme positiv beeinflussen und so den Organismus stärken. Wichtig ist dabei, dass Dosis und Zusammenspiel der Substanzen passen. Dazu Dr. Alber: „Unsere Produkte enthalten nutriologisch wirksame Biomoleküle in zumeist hoher Konzentration. Es werden nur hochwertige, möglichst naturbelassene Rohstoffe eingesetzt, die schonend im Kaltpressverfahren und unter bewusstem Verzicht auf chemisch-synthetische Zusatzstoffe, etwa Konservierungsstoffe, verarbeitet werden. Künstliche Presshilfsmittel setzen wir nicht ein.“

Als Agrarwissenschaftlerin beschäftigt sie sich seit fast 30 Jahren mit diesem Thema, gründete 1998 die Firma navalis® nutraceuticals und leitete sie bis 2022. Ihre in eigener Entwicklungsarbeit und deutscher Manufaktur hergestellten Nutraceuticals (nutrition = Ernährung, pharmaceutical = Arznei) sind nachweislich wirksame Produkte, die auch pflanzliche Bestandteile und Wirkstoffe enthalten.

Wie alt diese nutriologische Methode ist, zeigt der Blick in die Geschichte der Medizin. Schon dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos, Begründer der Medizinwissenschaft, war vor 2.500 Jahren bewusst: Die richtige Ernährung ist elementar, um die Gesundheit zu erhalten und Krankheiten abzuwehren.


Hippokrates prägte den Begriff „Diaita“ für „Lebensweise“. Zeitweise verkam der daraus abgeleitete Begriff „Diät“ zum Synonym für Abnehmkuren, und „Diätetik“ stand einfach nur für „von der üblichen Ernährung abweichend“. Heute erlangen Diät und Diätetik in der Human- und Pferdemedizin allmählich wieder die ursprüngliche Relevanz zurück – als Hinweise auf einen Lebensstil, bei dem die Ernährung mit gezielt gesunderhaltenden Elementen eine tragende Rolle spielt.

Lass die Nahrung deine Medizin sein“

Hippokrates von Kos, 460 bis 370 v.Chr.

Nicht erst seit Hippokrates suchen Menschen in der Natur und später im Labor nach Substanzen, die Krankheiten oder Wunden heilen. Dieses überlieferte Wissen wurde durch die Fortschritte in der Medizinwissenschaft des 20. Jahrhunderts, allen voran die Entdeckung der Antibiotika, weitgehend verdrängt.

Angesichts von Nebenwirkungen auf und Bakterienresistenzen gegen Antibiotika ist unbestritten, dass auch diesem Fortschritt Grenzen gesetzt sind. Insbesondere bei chronischen Erkrankungen mit multifaktoriellen Ursachen wie Umweltbelastungen, Stress, genetischer Veranlagung und Ernährungsgewohnheiten kann die Komplementärmedizin sinnvoll eingesetzt werden.

Die tägliche Nahrungsaufnahme stellt beim Tier ebenso wie beim Menschen den wesentlichsten Austausch des Organismus mit der Umwelt dar. Für Agrarwissenschaftlerin Dr. Alber ist dies die Motivation, mit Nutraceuticals ihren Beitrag zum Wohl der Pferde zu leisten.

„Wir wissen, dass die Wahl der Nahrungsmittel in erheblichem Maß das Wohlbefinden bestimmt. Der gezielte Einsatz einzelner Nährstoffe und weiterer bioaktiver Moleküle dient der Regulation von Stoffwechselvorgängen während unterschiedlichster Bedarfssituationen“, sagt Gabi Alber und betont, dass es nicht nur auf die Substanzen selbst ankommt, sondern auch auf die chemische Form, in der sie im Futter eingesetzt werden.

„Die Einzelnährstoffe liegen in qualitativ hochwertigen Produkten weitgehend in organischer Bindungsform oder im Nahrungsstoff gebunden vor. Sie sind dann auch sehr gut verträglich und werden gerne aufgenommen“, so Dr. Alber. „Wichtig zu prüfen ist bei der Entwicklung von Nutraceuticals auch, dass bei Einhaltung der vorgegebenen Fütterungsempfehlungen keine schädlichen Nebenwirkungen zu erwarten sind.“

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