Der Stoffwechsel ist unscheinbar. Keiner kann ihn sehen, und doch entscheidet dieses Energie- und Detox-System über Gesundheit und Krankheit unserer Pferde. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag stellt es Energie und Baustoffe bereit. Trennt Wertstoffe von Restmüll, befördert Gift und Abfall aus den Zellen, damit sie ausgeschieden werden können. Klingt logisch. Läuft dieser Stoffwechsel immer fleißig? Und wie können wir den Stoffwechsel stärken?
Während Stute Shosho bei der Arbeit ist, verbrauchen ihre Muskeln und ihr Gehirn den Treibstoff aus gespeicherten Nahrungsvorräten. Wenn sie chillt, startet der Materialnachschub an Stoffen für die Zellregeneration nach dem Training in den Organen und Geweben. Selbst wenn im Aubenhausener Stall friedliche Ruhe einkehrt und Shosho eingeschlafen ist, geht in ihren Körperzellen das Licht nie ganz aus.
Dass ihr Körper dafür Stoffe aus der Nahrung aufnimmt, sie umwandelt, teils für Bauarbeiten nutzt, teils verbrennt, verbraucht und wieder ausscheidet, gehört bei Shosho und jedem anderen Vier- und Zweibeiner zum Wesen des Lebens wie die Fortpflanzung, das Wachstum und die Reizbarkeit.
Ebenso naturgegeben wie der Stoffwechsel selbst sind seine drei grundlegenden Brennstofftypen: Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette. Sie werden zerhackt, umgebaut, kombiniert, gespeichert, in die Kreisläufe eingespeist, die das Pferd am Leben halten. Enzyme, Hormone, Energielieferanten, Bausteine für dieses und jenes sind das A und O des Stoffwechsels. Sie stehen am Anfang oder am Ende von Prozessen, deren Vielzahl selbst Experten überfordert.
Das Futter, mit dem wir den Stoffwechsel stärken, ist das eine, denn es stellt die Basisbausteine zur Verfügung. Daneben ist körperliche Aktivität lebenswichtig für den Stoffwechsel. Sprich: Unsere Pferde müssen sich ausreichend bewegen, damit der Stoffwechsel auf Trab kommt. Vor allem bei Sportpferden wie Shosho, deren Stoffwechsel Höchstleistung bringen muss, muss dieser Stoffwechsel genauso trainiert werden wie Lektionen, Kraft, Kondition und Konzentration.
Ein Experte dafür war Pferdetierarzt Dr. Karl Blobel, 27 Jahre lang als Mannschaftstierarzt der deutschen Equipen aller Disziplinen für das Wohlbefinden von Hochleistungspferden zuständig. Blobel, der 2012 verstarb, verstand sich als Experte für die Fitness von Sehnen und Knochen sowie als Wächter des Stoffwechsels. Mehr über Karl Blobel hier.
„Der Stoffwechsel soll durch Training auf Touren kommen. In Kombination mit dem Kreislaufsystem hält er den Organismus am Laufen. Blut wird in den Bewegungsapparat gepumpt, Energie bereitgestellt, Abfall entsorgt.“
Dr. Karl Blobel, FEI-Veterinärdelegierter und Mannschaftstierarzt (1934 bis 2012)
Gerade bei Dressurpferden legte Dr. Blobel darauf Augenmerk. Denn ihr Stoffwechsel ist mindestens genauso im Stress wie beim Spring- oder Vielseitigkeitspferd: „Dressurpferde leisten Kraftarbeit, die Energie kostet. Und sie schwitzen stark; auch, weil sie in ungewohnter Umgebung nervlich stark gefordert sind.“
Deshalb braucht ein Dressurpferd mehr Kohlenhydrate, dazu Elektrolyte wie Natrium und Kalium, so Dr. Blobels Empfehlung. Ein Vielseitigkeitspferd dagegen muss nach dem Wettkampf vor allem proteinreiches Heu zur Regeneration der dauerbeanspruchten Muskeln fressen.
Neben der Leistung eines Pferdes wirken sich seine Gene im Stoffwechselgeschehen aus. Deshalb gibt es von Natur aus eher fleißige und eher faule Stoffwechseltypen. Ein temperamentvolles Dressurpferd aus Hochleistungs-Blutlinien wie Shosho, das reaktiv ist und von Natur aus viel Bewegungsdrang zeigt, hat einen muntereren Stoffwechsel als zum Beispiel ein Kleinpferdemix, der eher zu Gemütlichkeit, zu Fettansatz und Stoffwechselstörungen wie Insulinresistenz neigt.
Dass Bewegung grundsätzlich für alle Pferde gesund ist und helfen kann, Stoffwechselstörfällen vorzubeugen, betonen Forscher seit Jahren. Sie haben sogar nachgewiesen, dass ein bestimmtes Maß an Trab die Wohlstandskrankheit und Stoffwechselstörung Insulinresistenz beim Pferd deutlich reduzieren kann.
In Mode sind heute sowohl beim Menschen als auch beim Pferd Detox-Kuren. Sie sollen sowohl den Stoffwechsel stärken als auch die Leber unterstützen. Entschlacken und Entgiften sind die Zauberworte, und diverse Wunder- und Hilfsmittel versprechen, dass Mensch und Pferd beim Detoxen gesünder, fitter, schlanker werden sollen.
Was ist dran? Und: Gilt für Mensch und Pferd dieselbe Detox-Formel? Klar ist: Der Stoffwechsel bei Pferd und Mensch ist nicht identisch, deshalb funktioniert auch die Entlastung unterschiedlich. Beim Menschen ist heute vor allem im Frühjahr die Fasten-Methode im Trend. Deren positive Esspausen-Wirkung auf den Darm und den gesamten Stoffwechsel ist sogar nachgewiesen.
Tagelanges Fasten und vor allem Intervallfasten (acht Stunden lang ist Essen erlaubt, gefolgt von 16 Stunden Esspause) ahmen nach, was unsere Vorfahren als Jäger und Sammler bei der Nahrungssuche Jahrtausende erlebten. Die fanden mal etwas, mal waren sie gezwungen, viele Stunden nichts oder tagelang nur wenig zu essen.
Für den menschlichen Körper ist das Essen mit langen Pausen sogar viel gesünder, als den lieben langen Tag Snacks zu sich zu nehmen – denn das macht krank, erst recht durch den To-go-Trend von Milchkaffee bis Pizza.
Beim Fasten geben wir unserem Körper die Verdauungspause für den Stoffwechsel und für die Autophagie. Darunter versteht man die körpereigene Selbstreinigung, die etwa zwei bis 13 Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme einsetzt. Außerdem leert die Leber des Menschen beim Fasten ihre Energie- und Glykogenspeicher. Das verringert die Menge schädlicher Leberfette und erhöht die Empfindlichkeit für das Stoffwechselhormon Insulin. Weil wir Menschen beim Intervallfasten im Schnitt 350 Kalorien weniger essen, nehmen wir dabei sogar ab. Und zwar drei Kilo Gewichtsverlust in zwölf Wochen, vor allem Fett statt Muskeln, dokumentierten Potsdamer Forscher in einer Studie.
Doch Vorsicht: Was beim Menschen Detox-Mode ist und nachweislich die Entgiftungsorgane Leber, Darm und Niere unterstützt, wäre beim geborenen Steppengraser und Dauersnacker Pferd eine gesundheitsschädliche bis lebensgefährliche Rosskur. Denn Fasten zum Entschlacken wäre nicht nur Gift für den Pferdestoffwechsel, sondern auch für den Magen, der beim Pferd nie leerlaufen darf, weil sonst die Magensäure nicht gepuffert wird. Deshalb sollten, anders als beim Menschen, Fresspausen beim Pferd möglichst kurz sein.
Kräuter, die den Stoffwechsel stärken und leberschützend wirken, enthalten sekundäre Pflanzenstoffe. Sie helfen als Detox-Kur beim Entgiften und sind bei Pferd und Mensch dieselben: Artischocke (enthält Cynarin) dient der Leberentgiftung und regt den Gallefluss an. Sylimarin, ein in der Mariendistel aktiver Wirkstoff, wird stabilisierend auf die Leberzellmembranen, außerdem antioxidativ und antifibrotisch.
Beide Kräuter sind – kombiniert mit weiteren speziell auf den Leberstoffwechsel abgestimmten Mikronährstoffen und pelletiert – in nutriologischen Komplexprodukten für Pferde enthalten. Wichtig wie bei allen hochwirksamen Kräuterprodukten: bitte nicht permanent füttern, sondern kurweise zur Therapie oder in Belastungsphasen.
Dr. Bianca C. Schwarz, DipECEI, ist europaweit renommierte Pferdeinternistin und unsere Shoshologisch-Expertin für alle inneren Erkrankungen von Atemwegen bis Zwerchfell sowie für allgemeine gesundheitliche Themen. Symptome erkennen, Parameter richtig deuten und dabei kleinste Details zu ermitteln, ist für sie akribische Detektivarbeit in der differenzierten Diagnostik und kompetenten Befundung medizinischer Probleme. Dr. Schwarz berät Pferdebesitzer und Ärztekollegen, erstellt Gutachten und hält Vorträge. www.pferdeinternist.de
Die Veterinär-Physiotherapeutin behandelt Shosho und ihre Sportpferdefreunde in Aubenhausen nicht nur körperlich, sie hilft ihnen mit Verladetraining auch, gelassen in den Hänger zu gehen. An der Aberystwyth-University legte sie den Bachelor in Equine Sciences ab, an der Middlesex University den Master in Veterinary Physiotherapy. Seit 2014 ist sie selbstständig tätig: www.pauline-nachbauer.com
Die Dressurreiterin, Mutter von Jessica und Benjamin Werndl, prägt mit ihrer positiven Ausstrahlung die Atmosphäre in Aubenhausen. Aus ihrer Liebe zu Pferden und zum Yoga gründete sie die Yoga-Schule www.self-ish.de und coacht Spitzenreiter auf dem Weg zur Harmonie mit ihren Pferden. Außerdem engagiert sie sich im Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten DKThR e.V. und ermöglicht behinderten Menschen Reitunterricht.
Der Pferdezahnspezialist ist Tierarzt mit Zusatzbezeichnung und Weiterbildungsermächtigung Zahnheilkunde, außerdem Equine Veterinary Dentist (SVA). Er betreibt eine Tierärztliche Gemeinschaftspraxis im bayerischen Warngau mit Dentalzentrum in Lenggries, betreut alle Pferde im Dressurzentrum Aubenhausen und ist Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde. www.herold-simon.de
Dr. Gabriele Alber ist Agrarwissenschaftlerin und seit Januar 2019 stolze Besitzerin von Hannoveranerstute Shosho (MV: Riccione, V: Sir Donnerhall). Sie gab der Stute den Namen Shosholoza (südafrikanisch „Aufbruch“). Neben Shosho gehört noch der 1997 geborene Wallach David zur Pferdefamilie. Gabriele Alber wuchs mit Pferden auf und ritt Dressur bis Klasse S. 1998 gründete sie die Manufaktur navalis® nutraceuticals, die sie bis 2021 führte. Heute ist sie selbstständig beratend im Bereich Pferdeernährung und Produktentwicklung tätig.
Benjamin Werndl ist Head Coach von Shosho und leitet das Dressurzentrum „HOME of the DRESSAGE HORSE“ im bayerischen Aubenhausen mit seiner Schwester Jessica von Bredow-Werndl. Der Träger des Goldenen Reitabzeichens zählt zu den Top Ten der Dressur-Weltrangliste und zum deutschen Olympiakader. Mit neun Jahren bekam Benjamin Werndl www.benjamin-aubenhausen.de sein erstes Pony und wollte erst Springreiter oder Skirennfahrer werden, bevor er 2002 als Vize-Europameister und Deutscher Meister der Jungen Reiter seine Dressurkarriere startete.
Eilika Böye trainiert die Stute Shosho täglich und gehört seit Juli 2019 zum Team Aubenhausen www.aubenhausen.de, wo sie sich vor allem um die Dressurausbildung der jungen Pferde kümmert. Die Pferdewirtin Schwerpunkt Reiten, ausgezeichnet mit der Stensbeck-Plakette, war auch im Springen bis Klasse S und in der Vielseitigkeit bis CIC* erfolgreich und als Bereiterin unter anderem auf dem Hof Kasselmann tätig.
Yvonne Baumgärtner kümmert sich ganzheitlich um Shosho von der täglichen Pflege über Erziehungsfragen bis hin zum Füttern morgens, mittags und abends. Seit Dezember 2018 gehört sie zum Team Aubenhausen. Yvonne koordiniert Shoshos Gesundheitsmanagement, wacht darüber, dass es ihr gut geht und kennt ihre Futtervorlieben ebenso wie Shoshos Eigenheiten als Pferdepersönlichkeit.
Dr. Kathrin Irgang berät Pferdebesitzer umfassend in Fütterungsfragen und unterstützt „ShoshoLogisch“ als Expertin. Nach dem Studium der Veterinärmedizin spezialisierte sich die Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung (Kleintiere) www.tierarzt-ernaehrung.de im Jahr 2000 auf computergestützte Rationsberatung und Diätetik für Pferde. Ihr Leitmotto: „Gut gefüttert heißt noch nicht optimal ernährt.“
Online-Chefredakteurin Christine Felsinger ist studierte Biologin und Journalistin. Sie besitzt zwei Pferde, geboren 1997 und 2022, und verantwortet seit 1998 Fachmedien zum Thema Pferd. Heute als freie Journalistin, Bloggerin und Kommunikatorin tätig, leitete sie viele Jahre das Reitsportmagazin Cavallo, konzipierte unter anderem das Bookazin "ReitKultur", den Ernährungs-Blog www.freundpferd.de und den Pferdegesundheits-Blog „ShoshoLogisch“. In der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd e.V. www.pferd-forschung.de ist sie Vorstandsmitglied.
Maresa Mader hat ihre Hobbys Pferde, klassische Dressur und Fotografie zum Beruf gemacht www.maresamader.com. Die Diplom-Designerin und Reiterin ist die Kamerafrau bei ShoshoLogisch. Sie fotografiert die Harmonie zwischen Pferd und Reiter seit 2010 mit viel Gefühl und gutem Auge – und freut sich, dass die fotogene und talentierte Stute Shosho ihr als Model so viel Spielraum für Motive und Momente bietet.
Miriam Reichel studierte Jura, hat ein Pferd, dass sie momentan in Klasse M in der Dressur vorstellt und zwei Hunde. Sie leitet zwei Verlage und hat zahlreiche Bücher und Artikel herausgegeben. Nebenbei spricht sie auf Krebskongressen zum Thema Heilung und Ernährung. www.miriam-reichel.com