Stroh als Futter und Einstreu für Shosho

Shoshos Pferdebox ist üppig mit Stroh eingestreut, das Heu wird für die gesunde Fresshaltung am Boden vorgelegt.
Schlaf- und Esszimmer: Shoshos Pferdebox ist üppig mit Stroh eingestreut, das Heu wird für die gesunde Fresshaltung am Boden vorgelegt. Foto: Maresa Mader

Pferde schlafen gern auf Stroh, und sie fressen es gern. Logisch, dass auch bei Shosho im Dressurzentrum Aubenhausen Stroh als Futter und Einstreu weit oben auf der Knabberzeug-Hitliste steht. Denn es ist die älteste und beste Lösung, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Was sollten wir dabei in Sachen Hygiene beachten?

Dass Stroh-Einstreu Lebensmittelqualität haben sollte und so gut sein wie Heu, fordern Pferdetierärzte schon lange. Denn das Stroh, auf dem Pferde sich betten, lässt sich hinsichtlich Qualitätsanspruch nicht trennen vom Futter, das sie fressen. In der Realität beanstanden Experten freilich immer wieder in vielen Ställen landauf, landab Hygienemängel, die die Pferdegesundheit belasten.

Stroh als Futter und Einstreu muss top sauber sein

Goldgelber Schatz: Die Strohballen warten bei trockenem Wetter auf den Abtransport ins Schwitzlager. Foto: Felsinger

Tatsächlich zeigen Studien, dass Stroh selten so tadellos ist, wie es sein sollte. In Studien findet man oft Bakterien, Hefen, Schwärze- und Schimmelpilze, hinzu gesellen sich Milben und Käfer. Pilze im Stroh machen sich durch graue bis schwarze Schimmelrasen bemerkbar, verursachen beim Pferd Husten und künden vom Wetter, welches bei der Ernte herrschte. Denn die Strohqualität steht und fällt mit trockenem Wetter im Sommer, während bei Regen oder Sturm das Getreide auf dem Feld umknickt, Fachleute sprechen hier von „Lagern“. Im platten Stroh nisten sich Aspergillus, Fusarium und andere Pilze ein.

In guten Strohjahren reicht es, wenn Stroh ein bis zwei Tage auf dem Feld trocknet. Regnet es, dauert es mindestens einen Tag länger, und dazwischen muss man das Stroh wenden. Wer das nicht tut und zu schnell nach dem Mähen presst, schließt die Pilze im Ballen ein und riskiert damit, dass die Ballen später stauben und sich die Schimmelpilzsporen in der Stallluft verbreiten. Von da gelangen sie in die Pferdelunge.

Muffig, schimmlig oder voller Erde ist beim Stroh tabu

Wie erkennen wir, ob unser Stroh in der Pferdebox so gut ist wie das, was bei Shosho im Dressurzentrum Aubenhausen eingestreut wird? Dort hat nämlich Pferdepflegerin Yvonne Baumgärtner ein waches Auge darauf, was sie Shosho täglich frisch vor die Hufe und vors Maul schiebt. Die Sorte ist dabei gar nicht so wichtig, denn vor allem kommt es auf die Sauberkeit an, und die erkennen wir mit Augen, Händen und Nase.

Rein fassen und rein riechen, lautet also die tägliche grobsinnliche Prüfung, wie die Experten sagen. Ihr Tipp: Stroh darf sich nicht klamm anfühlen, soll nicht muffig oder schimmlig riechen und darf keine sichtbaren Dreck enthalten. Vor allem aber darf Stroh nicht stauben: Wenn wir niesen und husten müssen, oder wenn es uns überall juckt beim Einstreuen, taugt das Stroh als Einstreu und Futter nicht für ein Pferd.

Optisch sollte Stroh am besten schön gelb sein, wobei ein bisschen ausgeblichen nichts ausmacht. Wenn jedoch ein Nest voller grauer Halme auftaucht, sollte man den kompletten Ballen im Mist entsorgen. Alarmstufe Rot sind rötliche Flecken im Stroh, denn das deutet auf Fusarien, die das Stroh meist schon vom Lagern auf dem Feld mitbringt.

Stroh als Futter und Einstreu bitte immer frisch einstreuen

Täglich frisches Einstreuen, wie Yvonne und ihre Kolleginnen es bei Shosho & Co. in Aubenhausen praktizieren, ist eine weitere Voraussetzung dafür, dass die Pferde gesund bleiben. Denn wer in der Pferdebox hohe Matratzen aus Stroh und Mist wachsen lässt, schafft damit die Basis für Ammoniakdämpfe, die den Lungen und den Hufen der Pferde schaden.

Damit Stroh den Pferdeurin besser aufsaugt, kann es gehäckselt wird – ebenso, um es als Häcksel in die Futterkrippe zu mischen, was Pferde dazu bringen soll, ihr Kraftfutter nicht zu schlingen, sondern langsam zu kauen. Früher führte diese Praktik sehr oft zu Kolik, deshalb empfehlen Futterexperten heute, Stroh nicht kürzer als auf fünf Zentimeter zu zerkleinern. Sonst werden sie nicht gekaut, sondern ganz geschluckt und können den Darm verstopfen.

Stroh beschäftigt Pferde und hält sie schlank

Ansonsten ist Stroh als Futter die ideale Beschäftigungstherapie. Außerdem enthalten die Halme viel holziges Lignin, das sich den Darmbakterien des Pferds widersetzt und deshalb nicht in Fett umgewandelt werden kann: Solo gefüttert, wird Stroh nur zu 30 Prozent verdaut. Zusammen zum Beispiel mit Müsli oder Rübenschnitzel-Brei steigt die Verdaulichkeit auf 50 Prozent.

Pferde, die abnehmen müssen, empfiehlt sich daher eine Mischung aus ein bis zwei Kilo Stroh und drei Kilo Heu innerhalb der Ration. Das beschäftigt Psyche und Darm, verhindert Leerlauf und macht trotzdem nicht dick. Für unsere Shosho ist Abnehmen kein Thema, als Sportpferd in Profi-Ausbildung bei Eilika Böye und dem Aubenhausener Head Coach Benjamin Werndl ist sie im Training gut ausgelastet, baut optimale Muskulatur auf und hat mit zunehmender Reife harmonische Körperformen entwickelt.

Stroh richtig schwitzen lassen und lagern

Stroh muss nach der Ernte trocken lagern. Im Freien mit Folie abdecken ist nicht ideal, denn unter der Folie kann sich Kondenswasser bilden und zu Schimmel führen. Die Ballen werden auf Lücke gestapelt, damit das Stroh ebenso wie Heu im Lager schwitzt wie in einer Sauna. Erst nach sechs bis acht Wochen taugt Stroh als Futter und Einstreu; vorher riskiert man Kolik und angelaufene Beine.

Gut zu wissen: Strohsorten und ihre Vorteile

Weizenstroh ist die häufigste Strohsorte in der Pferdehaltung. Die Körner tragen keine Grannen. Foto: Felsinger

Weizenstroh ist am häufigsten und beliebtesten; optimal als Einstreu und Futter. Bauchige Körner ohne Grannen sitzen in vier Zeilen in der Ähre. Weizenstroh ist in hygienisch einwandfreiem Zustand goldgelb, blattreich und schmackhaft.

Aus Gerste wird Stroh gewonnen, das die längsten Grannen trägt. Foto: Felsinger

Platz zwei der häufigsten Sorten: Gerstenstroh. Es ist weicher, hat lange Grannen an schlanken Körnern. Futterexperten fürchten den Windhalm, ein feines, grasähnliches Unkraut, das häufig im Gerstenstroh steckt und Knäuel im Darm bilden kann.

Roggenstroh mit seinen schlanken Körnern, die in vier Zeilen in der Ähre sitzen, trägt mittellange Grannen. Es hat die längsten, härtesten Stengel mit viel Lignin und Rohfaser. Pferde fressen es wegen seines bittern Geschmacks nicht so gern.

Haferkörner sitzen auf filigranen Stängeln, die ein für Pferde aromatisches Stroh ergeben. Foto: Felsinger

Haferstroh schmeckt Pferden und ist sehr blattreich, kommt aber in Deutschland verhältnismäßig selten vor. Die Haferkörner wippen auf langen, filigranen Stielen. Schimmelanfällig, muss auf dem Feld besonders sorgfältig trocknen.

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