Zecken sind für Pferde gefährlich, weil sie diverse Krankheiten übertragen. Diese werden durch Krankheitserreger verursacht, die sich in den Zecken vermehren und beim Zeckenstich ins Pferdeblut gelangen. Klingt logisch – aber welche Krankheiten sind besonders gefährlich, und welche Pferde haben ein hohes Risiko?
Die erste Überraschung gleich vorweg: Was Reiter am meisten fürchten und wovor auch einige Tierärzte jedes Jahr von neuem irrtümlich warnen, ist für Pferde nicht in dem Ausmaß gefährlich wie für uns Menschen, weiß Shoshologisch-Expertin Dr. Bianca C. Schwarz, die als Pferdeinternistin praktiziert, berät, Vorträge hält und Gutachten erstellt. Als Fachfrau für innere Medizin hat sie auch mit Diagnosen von Krankheitserregern im Blut und mit den Folgen von Zeckenstichen zu tun.
„Zecken sind für Pferde gefährlich, definitiv“, sagt Dr. Schwarz. „Aber die für Menschen bedrohliche Borreliose, die von Bakterien namens Borrelien ausgelöst wird, ist für das Pferd nicht die größte Gefahr, die von Zecken ausgeht.“
Auch die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), gegen die Menschen sich impfen lassen sollten, wenn sie wie Reiter viel in der Natur unterwegs sind, ist für Pferde kein allzu großes Risiko laut Dr. Schwarz.
„Was bei uns in Deutschland relativ häufig vorkommt, ist die Anaplasmose, welche durch das Bakterium Anaplasma phagocytophilum verursacht wird“
„Anaplasmose geht mit hohem Fieber, Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Ödemen, also Wasseransammlung im Gewebe, und Ikterus, gelb verfärbten Schleimhäuten, einher.“ Oft kommt es auch zu Anämie und einem Absinken der Blutplättchen, was zu Problemen mit Blutgerinnung führt.
Auch schwere Verläufe mit zum Beispiel neurologischen Symptomen oder einer Myopathie können bei Pferden auftreten, die sich über einen Zeckenstich mit Anaplasmose infiziert haben. Weil es sich um ein intrazelluläres Bakterium handelt – das heißt, das Bakterium lebt in Blutzellen –, müssen spezielle Antibiotika verwendet werden, um es zu bekämpfen.
Wichtig ist deshalb der Nachweis der Bakterien, welcher mittels molekularbiologischer Untersuchungsmethoden (PCR-Test) aus dem Pferdeblut erfolgt. Auch mikroskopisch sind die Erreger in den Blutzellen sichtbar.
Neben der Anaplasmose tritt die Piroplasmose auf, die von den einzelligen Protozoen Babesia caballi und Theileria equi – gerne auch als „Blutparasiten“ bezeichnet –, verursacht wird. „Diese Erreger treten inzwischen auch vermehrt in Mitteleuropa auf“, sagt Dr. Schwarz. Bei der Piroplasmose kommt es nicht nur zu akuten Krankheitsbildern mit Fieber und hämolytischer Anämie (Blutarmut, weil rote Blutzellen zerstört sind), sondern auch zu Symptomen wie Leistungsschwäche, wenn Pferde chronisch infiziert sind.
Weil chronisch infizierte Pferde nicht nur selbst gefährdet sind, sondern ein Reservoir für die Erreger bieten, spielen sie eine wesentliche Rolle für die Verbreitung der Piroplasmose und sind somit ein Risiko auch für andere Pferde.
Somit können auch der Import infizierter Pferde etwa aus Spanien und Auslandsreisen zu Turnieren beitragen, die Piroplasmose-Erreger nach Deutschland zu bringen.
Autochthone Infektionen in Deutschland sind bereits bekannt, in einigen Fällen haben sich Pferde also durch Zeckenbisse innerhalb Deutschlands angesteckt. Diagnostiziert wird die Infektion über den Nachweis von Antikörpern im Blut oder mittels molekularbiologischer Nachweisverfahren (PCR). Therapiert wird medikamentös mit dem Ziel, akut erkrankte Pferde zu stabilisieren und wenn irgend möglich alle Blutparasiten abzutöten. Die Erreger komplett aus dem Körper zu eliminieren, kann jedoch schwierig werden.
Zecken sind für Pferde gefährlich – aber anders, als wir bisher gedacht haben. Kommen wir noch einmal auf die eingangs erwähnte Borreliose zurück. „Wir gehen derzeit davon aus, dass Borrelien-Erkrankungen bei Pferden auftreten können“, sagt Bianca Schwarz. „Aber damit zu rechnen ist nur in wenigen Fällen.“
Hinweise liefert der serologische Nachweis von Antikörpern einschließlich C6-Peptid-Test, dieser kann jedoch nicht eine gründliche Diagnostik ersetzen, die unter anderem Differentialdiagnosen ausschließt. Der Tierarzt vergleicht dabei das serologische Testergebnis immer mit den klinischen Symptomen und prüft auch, ob das Pferd überhaupt Zecken ausgesetzt sein konnte.
„Wir gehen derzeit davon aus, dass Borreliose beim Pferd massiv überdiagnostiziert wird“
Auch FSME spielt beim Pferd eine untergeordnete Rolle. Ausgelöst wird sie durch ein Flavivirus, das FSME oder auch TBEV genannt wird, welches ebenfalls von Zecken übertragen wird. Beschrieben wurden bislang nur Einzelfälle, in denen Pferde eine nicht-eitrige Meningoencephalitis (Gehirn- und Gehirnhautentzündung) mit neurologischen Symptomen wie Gleichgewichtsstörungen (Ataxie) zeigten.
Zecken sind für Pferde gefährlich – aber wer ist besonders betroffen? Grundsätzlich jedes Pferd, welches sich außerhalb seines Stallgebäudes bewegt und mit Grünzeug in Berührung kommt. Weil Grasen und Bewegen an der frischen Luft im Sinne des Tierschutzes für jedes Pferd wichtig ist, ist also potenziell jedes Pferd gefährdet, von einer Zecke gestochen (nicht: gebissen!) zu werden. Die häufigste europäische Zecke ist die Schildzecke (Ixodes ricinus), die zu den Milben zählt.
Über diese Schildzecke kann sich also jedes Pferd mit Bakterien oder Viren aus dem Zeckenkörper anstecken, denn Zecken sitzen im Gras und in Büschen und sind vom frühen Frühjahr bis weit in den späten Herbst aktiv. Sie durchlaufen verschiedene Stadien von der Larve über die Nymphe bis zur erwachsenen Zecke und warten in der Natur auf Nahrung, die sie im Blut von Wirtstieren finden. Dafür nehmen sie alles, von Maus über Mensch bis Pferd.
Wichtig ist es, die Zecke innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Stich zu entfernen – mit einer Zeckenschlinge oder Zeckenzange vorsichtig herausziehen, ohne die Zecke zu zerquetschen. Dann ist das Risiko, dass die Zecke über den Speichel Krankheitserreger ins Pferdeblut spuckt, gering.
Dr. Bianca C. Schwarz, DipECEI, ist europaweit renommierte Pferdeinternistin und unsere Shoshologisch-Expertin für alle inneren Erkrankungen von Atemwegen bis Zwerchfell sowie für allgemeine gesundheitliche Themen. Symptome erkennen, Parameter richtig deuten und dabei kleinste Details zu ermitteln, ist für sie akribische Detektivarbeit in der differenzierten Diagnostik und kompetenten Befundung medizinischer Probleme. Dr. Schwarz berät Pferdebesitzer und Ärztekollegen, erstellt Gutachten und hält Vorträge. www.pferdeinternist.de
Die Veterinär-Physiotherapeutin behandelt Shosho und ihre Sportpferdefreunde in Aubenhausen nicht nur körperlich, sie hilft ihnen mit Verladetraining auch, gelassen in den Hänger zu gehen. An der Aberystwyth-University legte sie den Bachelor in Equine Sciences ab, an der Middlesex University den Master in Veterinary Physiotherapy. Seit 2014 ist sie selbstständig tätig: www.pauline-nachbauer.com
Die Dressurreiterin, Mutter von Jessica und Benjamin Werndl, prägt mit ihrer positiven Ausstrahlung die Atmosphäre in Aubenhausen. Aus ihrer Liebe zu Pferden und zum Yoga gründete sie die Yoga-Schule www.self-ish.de und coacht Spitzenreiter auf dem Weg zur Harmonie mit ihren Pferden. Außerdem engagiert sie sich im Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten DKThR e.V. und ermöglicht behinderten Menschen Reitunterricht.
Der Pferdezahnspezialist ist Tierarzt mit Zusatzbezeichnung und Weiterbildungsermächtigung Zahnheilkunde, außerdem Equine Veterinary Dentist (SVA). Er betreibt eine Tierärztliche Gemeinschaftspraxis im bayerischen Warngau mit Dentalzentrum in Lenggries, betreut alle Pferde im Dressurzentrum Aubenhausen und ist Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde. www.herold-simon.de
Dr. Gabriele Alber ist Agrarwissenschaftlerin und seit Januar 2019 stolze Besitzerin von Hannoveranerstute Shosho (MV: Riccione, V: Sir Donnerhall). Sie gab der Stute den Namen Shosholoza (südafrikanisch „Aufbruch“). Neben Shosho gehört noch der 1997 geborene Wallach David zur Pferdefamilie. Gabriele Alber wuchs mit Pferden auf und ritt Dressur bis Klasse S. 1998 gründete sie die Manufaktur navalis® nutraceuticals, die sie bis 2021 führte. Heute ist sie selbstständig beratend im Bereich Pferdeernährung und Produktentwicklung tätig.
Benjamin Werndl ist Head Coach von Shosho und leitet das Dressurzentrum „HOME of the DRESSAGE HORSE“ im bayerischen Aubenhausen mit seiner Schwester Jessica von Bredow-Werndl. Der Träger des Goldenen Reitabzeichens zählt zu den Top Ten der Dressur-Weltrangliste und zum deutschen Olympiakader. Mit neun Jahren bekam Benjamin Werndl www.benjamin-aubenhausen.de sein erstes Pony und wollte erst Springreiter oder Skirennfahrer werden, bevor er 2002 als Vize-Europameister und Deutscher Meister der Jungen Reiter seine Dressurkarriere startete.
Eilika Böye trainiert die Stute Shosho täglich und gehört seit Juli 2019 zum Team Aubenhausen www.aubenhausen.de, wo sie sich vor allem um die Dressurausbildung der jungen Pferde kümmert. Die Pferdewirtin Schwerpunkt Reiten, ausgezeichnet mit der Stensbeck-Plakette, war auch im Springen bis Klasse S und in der Vielseitigkeit bis CIC* erfolgreich und als Bereiterin unter anderem auf dem Hof Kasselmann tätig.
Yvonne Baumgärtner kümmert sich ganzheitlich um Shosho von der täglichen Pflege über Erziehungsfragen bis hin zum Füttern morgens, mittags und abends. Seit Dezember 2018 gehört sie zum Team Aubenhausen. Yvonne koordiniert Shoshos Gesundheitsmanagement, wacht darüber, dass es ihr gut geht und kennt ihre Futtervorlieben ebenso wie Shoshos Eigenheiten als Pferdepersönlichkeit.
Dr. Kathrin Irgang berät Pferdebesitzer umfassend in Fütterungsfragen und unterstützt „ShoshoLogisch“ als Expertin. Nach dem Studium der Veterinärmedizin spezialisierte sich die Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung (Kleintiere) www.tierarzt-ernaehrung.de im Jahr 2000 auf computergestützte Rationsberatung und Diätetik für Pferde. Ihr Leitmotto: „Gut gefüttert heißt noch nicht optimal ernährt.“
Online-Chefredakteurin Christine Felsinger ist studierte Biologin und Journalistin. Sie besitzt zwei Pferde, geboren 1997 und 2022, und verantwortet seit 1998 Fachmedien zum Thema Pferd. Heute als freie Journalistin, Bloggerin und Kommunikatorin tätig, leitete sie viele Jahre das Reitsportmagazin Cavallo, konzipierte unter anderem das Bookazin "ReitKultur", den Ernährungs-Blog www.freundpferd.de und den Pferdegesundheits-Blog „ShoshoLogisch“. In der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd e.V. www.pferd-forschung.de ist sie Vorstandsmitglied.
Maresa Mader hat ihre Hobbys Pferde, klassische Dressur und Fotografie zum Beruf gemacht www.maresamader.com. Die Diplom-Designerin und Reiterin ist die Kamerafrau bei ShoshoLogisch. Sie fotografiert die Harmonie zwischen Pferd und Reiter seit 2010 mit viel Gefühl und gutem Auge – und freut sich, dass die fotogene und talentierte Stute Shosho ihr als Model so viel Spielraum für Motive und Momente bietet.
Miriam Reichel studierte Jura, hat ein Pferd, dass sie momentan in Klasse M in der Dressur vorstellt und zwei Hunde. Sie leitet zwei Verlage und hat zahlreiche Bücher und Artikel herausgegeben. Nebenbei spricht sie auf Krebskongressen zum Thema Heilung und Ernährung. www.miriam-reichel.com