So beugt Stallhygiene Infektionen beim Pferd vor

Im Waschbecken wird ein Schwamm mit Wasser ausgewaschen.
Fließend hygienisch: Zum Saubermachen im Pferdestall bitte den Schwamm zwischendurch immer mit frischem Wasser auswaschen, damit die Keimbelastung niedrig bleibt. Foto: Maresa Mader

Wer Stallhygiene hört, denkt an Besen und Mistgabel. Logisch, dass wir unseren Pferden damit keinen Rundumschutz bieten – schon gar nicht vor den recht häufigen Infektionskrankheiten: Herpes, Druse, Hautpilz. Stallhygiene wird von vielen Reitern unterschätzt, findet Tierärztin Dr. Enrica Zumnorde-Mertens. Sie kümmert sich bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in der Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz auch um das Thema Stallhygiene.

„Stallhygiene klingt ja erst einmal eher langweilig und nicht allzu wichtig, fängt aber schon mit kleinen Dingen an. Zum Beispiel mit Ordnung und Sauberkeit bei den Utensilien für das eigene Pferd“, so Dr. Zumnorde-Mertens. „Dazu gehören auch alle Gegenstände rund um die Fütterung.“

„Oft bringen schon kleine Schritte enorme Vorteile bei der Stallhygiene. Das Gesamtmaßnahmenpaket ist entscheidend“

Dr. Enrica Zumnorde-Mertens Tierärztin, Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz der FN

Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie definiert Hygiene als Lehre von der Verhütung von Krankheiten und der Erhaltung, Förderung und Festigung der Gesundheit. „Es sollte also im Interesse eines jeden Pferdeliebhabers sein, mit entsprechenden Hygienemaßnahmen dafür zu sorgen, dass sein Pferd bestmöglich vor Krankheiten geschützt ist“, sagt Zumnorde-Mertens. Im Shoshologisch-Interview beantwortet sie die wichtigsten Fragen!

Wo sind typische Hygiene-Problemzonen in Ställen?

Beim Hygienemanagement gibt es drei Bereiche, auf die wir uns konzentrieren sollten:

  • Die Pferde: Hier geht es zum Beispiel um die Zusammensetzung des Pferdebestandes, allgemeinen Gesundheitszustand und tägliche Kontrolle, Impf- und Entwurmungsstatus, Umgang mit Gastpferden und Neuankömmlingen im Stall, Quarantäneregeln.
  • Die Menschen: Hygiene und Sauberkeit sollten am Stall gelebt werden. Dazu gehören saubere Kleidung und Schuhe, gezieltes Händewaschen, Fegen oder konsequentes Abäpfeln.
  • Die Umwelt: Basis sind die baulichen Voraussetzungen der Stallungen, die Anordnung des Misthaufens auf dem Stallgelände, Möglichkeiten zum Separieren erkrankter Pferde, Reinigung und Desinfektion sowie die Weideflächen und deren Management.

Welche Erreger bekämpfen wir mit Stallhygiene gezielt?

Grundsätzlich unterscheidet man bei den Krankheitserregern zwischen Bakterien, Viren und Pilzen. Damit eine Infektionskrankheit ausbrechen kann, benötigt es den Erreger und ein für diesen Erreger empfängliches Pferd. Stallhygiene hilft dabei, die Zahl der potenziellen Erreger möglichst gering zu halten und Pferde möglichst wenig infektionsanfällig werden zu lassen. Gleichzeitig ist Hygiene sehr wichtig, wenn ein Pferd auf dem Hof an einer ansteckenden Krankheit leidet. Sie sorgt dafür, dass sich möglichst wenige weitere Pferde anstecken.

Was sind die wichtigsten hygienebedingten Pferdekrankheiten?

Wichtig zu nennen sind Herpes, Druse und auch Hautpilz. Über gezielte Hygienemaßnahmen, zu denen Impfungen, eine gute Beobachtung des Gesundheitszustandes oder auch separates Equipment für jedes Pferd gehören, lässt sich das Erkrankungsrisiko für diese gefürchteten Infektionen reduzieren.

Eine direkte Krankheitsübertragung findet statt, wenn sich Pferde berühren und dabei ansteckende Keime, beispielsweise über das Nasensekret, weitergegeben werden. Eine indirekte Krankheitsübertragung erfolgt durch:

  • Aerosole aus Tropfen, die beim Husten und Schnauben entstehen
  • Blut, Kot, Urin oder sonstige Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen, die sich beispielsweise in der Einstreu befinden
  • kontaminierte Gegenstände wie Halfter, Putzzeug, Eimer
  • Futter und Wasser
  • Insekten, andere Tiere, wie Hunde, Katzen,
    Schadnager, Vögel
  • Personen
  • medizinische Ausrüstung wie Spritzen, Handschuhe, Kittel
  • Fahrzeuge

Schwächt ein Übermaß an Stallhygiene das Immunsystem?

Nein, ein Zuviel an Stallhygiene gibt es eigentlich nicht, wenn man sich an die Regeln hält, die im Hygieneleitfaden zusammengefasst sind. Das Immunsystem wird eher nicht unnötig geschwächt, wenn gute hygienische Verhältnisse herrschen.

Wie oft sollten wir den Pferdestall reinigen und desinfizieren?

Putztag: Shohos Besitzerin Gabriele Alber legt als Agrarwissenschaftlerin großen Wert auf Futterhygiene, die das Pferd gesund hält. Foto: Maresa Mader

Es ist hilfreich, einen Reinigungs- und Desinfektionsplan aufzustellen. Darin wird festgelegt, wann und in welchem Umfang Stallbereiche, Gerätschaften und Maschinen gereinigt und desinfiziert werden müssen. Weitere Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen für den Fall, dass eine ansteckende Krankheit ausbricht, sollten ebenfalls im Plan erfasst werden.

Wie häufig wir reinigen und desinfizieren müssen, orientiert sich an der Notwendigkeit. Wenn etwas dreckig geworden ist, muss es gereinigt und um Zweifel auch desinfiziert werden. Zieht ein neues Pferd ein, sollte der Stall vorab gesäubert werden. Ebenso ist es ratsam, dass wir uns ein bis zwei Mal im Jahr eine generelle Reinigung des Stalles vornehmen. Kam es zum Ausbruch einer ansteckenden Krankheit, muss der Stall nach der Genesung der Pferde auf jeden Fall auch gereinigt und desinfiziert werden.

Im Landhandel gibt es spezielle Reinigungs- und Desinfektionsmittel für den Tierhaltungsbereich. Diese müssen gemäß Herstelleranweisung verwendet werden, andernfalls ist die Wirksamkeit reduziert.

Brauche ich für die Stallhygiene Dampfstrahler und Desinfektion?

Stallhygiene fängt bereits beim ganz normalen Ausmisten an. Dabei muss gar nicht zwingend täglich ausgemistet werden, eine gut gepflegte Matratzenstreu ist ebenso hygienisch. Auch auf der Weide oder auf dem Paddock sollte vor allem im Hinblick auf die Belastung mit Wurmeiern das Ziel einer guten Hygiene verfolgt werden.

Die Checkliste zeigt, was wir dabei beachten sollten:

  • Weiden und Ausläufe werden alle zwei bis drei Tage abgeäpfelt. Der Übertritt von Larven aus dem Kot in den Boden der Weide wird so verringert. Dadurch sinkt für die gesamte Herde das Risiko, sich mit Magen-Darm-Parasiten zu infizieren.
  • Für alle Pferde auf einer Weide oder einem Auslauf gibt es ein gemeinsames Entwurmungskonzept.
  • Es wird eine Rotation zwischen Weiden durchgeführt, um eine Überweidung zu vermeiden und die Parasitenbelastung zu reduzieren. Ist Rotation nicht möglich, sollten zwischenzeitlich Paddocks genutzt werden, um Leerzeiten für die Weide einzuhalten.
  • Wechselbeweidung mit anderen Tierarten (z. B. Rinder) ist eine sinnvolle weidehygienische Maßnahme zur Reduktion des Parasiteninfektionsdrucks. Eine Düngung der Weiden mit unbehandeltem Pferdemist ist nicht zu empfehlen, da auf diesem Weg Parasiten und Keime auf die Weide kommen können.

Stallhygiene-Leitfaden gratis downloaden

Alle wichtigen Tipps und Empfehlungen zur Stall- und Futterhygiene sind zusammengefasst im großen Hygieneleitfaden der FN, hier kostenlos zum Downloaden: https://www.pferd-aktuell.de/shop/broschuren-formulare-vertrage-unterrichtsmaterial/veterinarmedizin/hygieneleitfaden-pferd-download.html

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