Stoffwechselproblemen vorbeugen von Gehirn bis Darm

Shosho blickt nach hinten über den Rücken zum Betrachter. Die Stute genießt die Sonne auf der Koppel.
Shosho genießt ihre Vormittage auf dem Paddock oder auf der Koppel. Dabei tankt sie täglich Licht, Luft und Sonne, was den Hirn- und Zellstoffwechsel bei Laune hält. Foto: Maresa Mader

Das Gehirn unserer Pferde ist der Sitz ihres Gedächtnisses und fürs Lernvermögen zuständig. Klingt logisch. Wusstet ihr, dass das Gehirn auch den gesamten Stoffwechsel steuert und damit Energieversorgung und Entgiftung eines Pferdes – und dass wir über die Kommunikation zwischen Darm, Niere, Nerven, Blut- und Lymphbahnen auch Stoffwechselproblemen vorbeugen?

Damit kommen nun weitere lebenswichtige Organe ins Stoffwechsel-Spiel und in unsere Serie, denn im ersten Teil unseres Shoshologisch-Specials ging es um die Leber als Entgiftungszentrale im Stoffwechsel der Pferde: Stoffwechsel und Leber stärken – für Energie und Entgiftung.

Außerdem haben wir bereits aus Sicht des Tierarztes erfahren, warum man bei einem Sportpferd wie unserer Hannoveranerstute Shosho den Stoffwechsel ebenso trainieren muss wie die allgemeine körperliche Fitness sowie Muskeln und Bewegungsapparat.

Das Gehirn, Steuerzentrale des Stoffwechsels

Wie in einer mächtigen Kaskade das Wasser über verschiedene Etagen zu Tale stürzt, rauschen vom Gehirn über Nerven- und Hormonsystem unaufhörlich Botschaften in Form von Nerven- und Hormonsignalen in den Körper. Sie gelangen an die Hirnanhangsdrüse und von dort aus an Hormondrüsen (etwa die Nebennierenrinde) und Organe.

Dabei kommt es leicht zu Störfällen: So führt etwa eine Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse zur Überproduktion von Kortisol in der Nebennierenrinde und stört den Stoffwechsel: Es kommt zum Equinen Cushing Syndrom, inzwischen eine der häufigsten Stoffwechselstörungen beim Pferd.

Was unterstützt den Gehirnstoffwechsel, und wie können wir Stoffwechselproblemen vorbeugen? Zum Beispiel Glukose, die beim Abbau von Stärke aus Getreide entsteht. Sie ist Nervennahrung, denn der Hirnstoffwechsel verbraucht viel Energie. Vorsicht allerdings bei Cushing-Patienten, denn bei ihnen kann ein Übermaß an Stärke und deren Abbauprodukt Glukose leicht Hufrehe auslösen.

Hannoveranerstute Shosho ist gerne unterwegs mit ihrer Besitzerin Gabi Alber. Jede Form von Bewegung ist für den Stoffwechsel ein Segen. Foto: Maresa Mader

Aminosäuren wie etwa Tryptophan sind wichtig, denn sie werden zu Botenstoffen (Neurotransmittern) verstoffwechselt, welche die Nervensignale übertragen. Medikamente, insbesondere Beruhigungsmittel, greifen ebenfalls über ihren Einfluss auf die Neurotransmitter in den Hirnstoffwechsel ein, der bei Angst oder Aggression gestört ist.

Eine wichtige Funktion in der Steuerung hat das vegetative Nervensystem, das mit seinen Ausläufern bis in den Darm reicht, denn es programmiert den Stoffwechsel auf Verdauung oder Leistung. Man spricht bei dieser wichtigen Kommunikationsachse im Körper auch vom Darmhirn.

Stoffwechselproblemen vorbeugen im Darm

Der Darm ist neben der Leber das zweite, ebenso wichtige Entgiftungsorgan. Was der Canale Grande für das Städtchen Venedig, ist der Darm fürs Pferd: Der imposante Verdauungskanal schlängelt sich etwa 30 Meter lang durch die Bauchhöhle und beherbergt ein inzwischen sogar als eigenständiges Organ betrachtetes Wunder aus Billionen Bakterien und Mikroorganismen: das Darmmikrobiom oder korrekter, die Darmmikrobiota.

Diese Mikroorganismen lösen mit Hilfe von Enzymen Nährstoffe aus dem Pferdefutter. Neben diesen guten Erzeugnissen des Darmstoffwechsels entstehen auch mikrobielle Stoffwechselprodukte, die als Abgase und Abfall gelten, zum Beispiel Ammoniak.

Bewegungsmangel und das Fressen von zu viel Stroh, wenn zu wenig Heu gefüttert wird, machen den Darm träge. Unverdaute Stärke aus Mais und Gerste sowie der Zucker Fruktan im Gras feuern den Darmstoffwechsel zunächst an; die Mikroorganismen vermehren sich rasant. Dabei verändert sich die Darmflora infolge vermehrter Säurebildung. Sterben dadurch Mikroorganismen im Darm, gelangen ihre Zellwandbestandteile ins Blut und lösen Zirkulationsstörungen aus. Im Huf führt das zu Hufrehe.

Was unterstützt den Darmstoffwechsel? Ballaststoffe (in Heu, Haferspelzen, Kleie, Rübenschnitzeln) füttern die Darmbakterien auf natürliche Weise, weshalb die Mikrobiota im Pferdedarm für einen gesunden Stoffwechsel regelmäßig Ballaststoffnachschub braucht.

Auch Prebiotika (zum Beispiel Inulin aus Topinambur oder Pektin aus Äpfeln) können Futter für die Darmbakterien sein. Und mit Probiotika (zum Beispiel Bierhefe), also lebenden, nützlichen Mikroorganismen, kann man den Pferdedarm therapeutisch gezielt impfen, damit das Mikrobiom stabilisieren und den Darmstoffwechsel aktivieren.

Hormondrüsen schütten Botenstoffe aus

Hormone, die körpereigenen Botenstoffe, regulieren den Stoffwechsel. Das Hormon Thyroxin aus der Schilddrüse und Adrenalin aus der Nebenniere fahren ihn hoch. Insulin und Glukagon aus der Bauchspeicheldrüse fördern oder hemmen den Zuckerabbau. Keimdrüsen (Eierstöcke oder Hoden) stellen Geschlechtshormone (Östrogene, Androgene) her, die den Stoffwechsel der Pferde ebenfalls beeinflussen. Östrogen fördert etwa Wassereinlagerungen im Gewebe und kann schuld sein, wenn rossige Stuten angelaufene Beine bekommen oder zickig werden.

Wo Paddock und Sand sind, da wälzt sich Shosho garantiert genüsslich und profitiert von einer kleinen Massage. Foto: Maresa Mader

Wenn Hormone und Hormondrüsen nicht mehr richtig zusammenarbeiten und in der Steuerung kaskadenartig eine Hormondrüse die andere beeinflusst, drohen Pannen. So ist beim Equinen Cushing Syndrom der Steuermechanismus zwischen Hirnanhangsdrüse (Hypophyse, produziert das Hormon ACTH) und Nebennierenrinde (wird durch ACTH stimuliert, Kortisol zu bilden) gestört. Ein Übermaß an ACTH führt dazu, dass zu viel Kortisol gebildet wird. Weil Kortisol der Gegenspieler des Insulins ist, schwächt ein dauerhaft zu hoher Kortisolspiegel die Insulinwirkung, und es entsteht eine Insulinresistenz.

Das Stoffwechsel-Steuerungshormon Insulin reagiert im Pferd langsamer als im Menschen. Ähnlich ist es mit Enzymen der Bauchspeicheldrüse, die Stärke aus der Nahrung zerlegen. Diese Enzyme schnellen beim Menschen auf das Zehnfache hoch, wenn er viel Getreide isst. Nicht so beim Pferd, dessen Stoffwechsel nicht auf große Stärkemengen eingerichtet ist: Die Stärke gelangt unzerlegt in den Darm und führt zu Fehlgärungen bis hin zur Hufrehe.

Was unterstützt den Hormonstoffwechsel? Der Tierarzt kann ihn durch Medikamente beeinflussen, die ihrerseits Hormone enthalten können und exakt dosiert werden müssen. Auch einige sekundäre Pflanzenstoffe können den Hormonstoffwechsel im Körper beeinflussen, was man sich in Nutriologie und Phytotherapie zunutze macht.

Blut und Lymphe, die fleißigen Stofftransporter

Die Pellets von navalis orthosal® KOMBI enthalten die komplette Bandbreite an wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren sowie weitere wertvolle Stoffe etwa aus Kräutern, Leinsamen, Bierhefe, Soja und Reiskleie.

Blut und Lymphe sind im Körper mal Versorgungs-LKW, mal Umzugswagen, mal Müllkarre. Je besser Durchblutung und Lymphfluss funktionieren, desto fleißiger kann deshalb der Stoffwechsel laufen.

Zuwenig Bewegung lässt Blut und Lymphe versacken, und es entstehen Ödeme. Auch an den Pferdebeinen kommt es leicht zu Stoffwechselstörfällen: Weil die Beine vergleichsweise schlecht durchblutet sind, ist der Stoffwechsel dort Träger, weshalb Beinverletzungen beim Pferd nur sehr langsam heilen.

Was kurbelt Blut- und Lymphfluss an? Bewegung ist das Heilmittel Nr. 1, um Durchblutung und Stoffwechsel anzuregen, noch dazu nebenwirkungsfrei und gratis. Auch eine Entzündung stammt aus der Apotheke der natürlichen Selbstheilungskräfte, denn so reagiert der Körper auf Krankheitserreger, um Durchblutung und Stoffwechsel zu fördern. Der Tierarzt entscheidet, wann er eine Entzündung medikamentös bremsen muss.

Anregend wirken Kalt-Warm-Reize: Eispackungen über die Dauer von 20 Minuten oder Wassergüsse an den Beinen ziehen die Blutgefäße zusammen. Anschließendes warmes Bandagieren erweitert die Gefäße wieder, was die Durchblutung fördert.

Wärme aus Sonne oder Solarium, Schwitzen und Massage regen vorübergehend die Durchblutung an, und auch die Manuelle Lymphdrainage, bei der ein speziell geschulter Therapeut die gestaute Lymphe zum Fließen bringt, ist ein echter Stoffwechselaktivator.

Zellen als Kraftwerke des Stoffwechsel

Nutriologie für die Nieren mit Birkenblättern, Goldrute und Brennessel: Das pelletierte navalis nephrosal® wird zur sanften Unterstützung kurmäßig übers Kraftfutter gegeben, bei Shosho ist es schlichter Hafer. Foto: Maresa Mader

In den Zellen oder vielmehr den Zellkraftwerken, den Mitochondrien, verbrennen Pferde Glukose und Fett. Das liefert Energie für den Transport von Nähr- und Baustoffen durch die Zellwand, für Auf- und Abbau von Zellen sowie die Zellfunktionen in Organen, Muskeln, Haut und Knochen.

Der Muskelstoffwechsel wird durch Infektionen, Gift, Überanstrengung oder Festliegen gestört, aber auch durch Mangel an Selen und Vitamin E. Dabei kann Kreuzverschlag entstehen. Manchen Pferden fehlt der Mechanismus, der die Zuckerzufuhr in die Muskelzellen steuert: Dann häuft der Muskel Zuckerverbindungen an und speichert sie, ein Symptom der erblichen Stoffwechselkrankheit PSSM.

Was unterstützt den Zellstoffwechsel? Wichtig ist eine passende, den Bedarf deckende Versorgung mit Nährstoffen und Mikronährstoffen. In der Nutriologie werden diese gezielt eingesetzt, um den Stoffwechsel zu aktivieren und die beteiligten Organe zu unterstützen, damit wir Stoffwechselproblemen vorbeugen.

Eine Überversorgung mit Nährstoffen und Mikronährstoffen bringt keinen Zusatznutzen, sondern macht den Stoffwechsel eher fauler als fleißiger und kann sogar gefährlich sein.

Stoffwechselproblemen vorbeugen für die Niere

Die Niere scheidet wasserlösliche Stoffwechselabfälle aus. Gifte oder auch Medikamente können Nierenschäden begünstigen.

Trinken dient dem Durchspülen der Nieren und gleicht beim Sportpferd Wasserverluste durch Schwitzen aus. Shosho muss noch lernen, das Wasser unterwegs auch aus dem Eimer zu trinken. Foto: Maresa Mader

Was unterstützt die Niere, wenn wir Stoffwechselproblemen vorbeugen wollen? Auch hier gilt: Die passende Dosis der Nährstoffe und Mikronährstoffe entscheidet über Wohl und Wehe. Besonders eine zu hohe Menge an Kalzium und Phosphor im Futter belastet die Nieren, bitte daher nicht überdosieren. Auch zu viel Vitamin D geht dem Pferd an die Nieren. Mischt sich zu viel Goldhafer ins Weidegras, hat das eine ähnliche Wirkung, denn Goldhafer enthält eine Vitamin-D-ähnliche Substanz.

Kräuter wie Brennessel, Goldrute und Birkenblätter steigern die Harnmenge und regen die Nierenfunktion an, was Durchspülung, Ausscheidung und Entgiftung fördert. Ist die Ausscheidung gestört, reichern sich schädliche Substanzen an, und der gesamte Stoffwechsel wird belastet.

Und schließlich versteht sich von selbst, dass Pferde ebenso wie Menschen ausreichend trinken sollten, damit die harnableitenden Wege und die Nieren selbst reibungslos funktionieren. Im Schnitt trinken sie laut Lehrbuch täglich 5,5 Liter Wasser pro 100 Kilogramm Körpergewicht.

Freier Zugang zum Wasser ist daher essenziell, damit wir beim Pferd Stoffwechselproblemen vorbeugen, und auch ausreichend Heu animiert sie zum Trinken: 1 Kilo Heu spülen Pferde nämlich mit 3,2 Litern Wasser hinunter, 1 Kilo Kraftfutter mit nur 2 Litern.

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