Inhalieren gegen Husten: Was Shosho hilft

Ein Pferd hat einen Inhalator umhängen
Stute Shosho beim Inhalieren gegen Husten – täglich 15 Minuten.

Lungenerkrankungen bei Pferden nehmen zu, beobachten Tierärzte wie Dr. Bianca Schwarz in der täglichen Praxis. Auch in vielen Gesprächen mit ihren Kolleginnen und Kollegen erfährt sie immer wieder, dass vor allem im Jahr 2022 viele Pferde mit Husten aufgefallen sind. Logisch, dass wir uns fragen: Wie können wir vorbeugen, zum Beispiel mit pflegendem Inhalieren gegen Husten?

Bereiterin Eilika Böye bummelt mit Shosho zum Entspannen und Frischluft schnappen regelmäßig über die Anlage und reitet ins Gelände. Foto: Maresa Mader

Auch unsere Shosho hat, wie so viele Sportpferde heute, sehr sensible Atemwege. Deshalb achten wir bei ihr sorgfältig auf gutes Stallmanagement: ausreichend frische Luft, viel Bewegung auch im Freien und möglichst wenig Staub im Stall, in der Einstreu und im Futter.

Außerdem unterstützen wir ihre Atemwegsfunktionen mit Inhalieren gegen Husten. Täglich bekommt die Stute 15 Minuten lang von Betreuerin Yvonne Baumgärtner ihren Inhalator umgehängt, üblicherweise nach dem Training. Shosho genießt das und atmet den Dampf in tiefen Zügen ein. „Wichtig ist natürlich, auch eine Inhalation mit Kochsalzlösung immer mit dem Tierarzt abzustimmen“, sagt Dr. Bianca Schwarz.

Das Gerät ist ein moderner Ultraschallvernebler, in dem man genau einstellen kann, mit welcher Partikelgröße die Inhalationslösung vernebelt wird. Damit kann man bestimmen, in welche Regionen der Atemwege der Wirkstoff eindringen soll.

Kochsalzlösung befeuchtet und pflegt die Atemwege

Aus dem Ultraschallvernebler atmet Shosho eine ganz normale physiologische Kochsalzlösung, die ihre Atemwegsschleimhäute befeuchtet und pflegt, somit Reizungen und Husten vorbeugt.

Woran liegt es überhaupt, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Pferde husten oder Atemwegsprobleme haben? Dazu muss man sagen, dass es zwar (noch) keine konkreten Zahlen oder Publikationen gibt, die diesen verbreiteten Eindruck der Tierärzte untermauern würden.

„Uns Tierärzten fällt auf, dass heutzutage mehr Pferde husten. Verschiedene Ursachen spielen dabei eine Rolle, Umwelteinflüsse und auch genetische Veranlagung, oft ist es wohl ein Mix aus beidem“

Dr. Bianca C. Schwarz Pferdeinternistin, DipECEIM

Für Lungenerkrankungen bei Pferden gibt es zunächst infektiöse Ursachen, wie bakterielle Lungenentzündungen (Pneumonien) oder auch virale Erkrankungen, die zu Schweratmigkeit und Husten führen können. Bei solchen Infektionen haben Pferde meist auch Fieber, so dass diese recht schnell bemerkt werden und gut zu diagnostizieren und therapieren sind.

Bei Atemwegssymptomen wie Husten, Leistungsschwäche oder Schweratmigkeit, die sich nicht eindeutig durch Fieber bemerkbar machen, handelt es sich dagegen sehr häufig um Anzeichen einer asthmatischen Erkrankung. Equines Asthma kann verschiedene Schweregrade haben und geht folglich auch mit unterschiedlichen Krankheitsbildern einher.

Offensichtlich ist hochgradiges Equines Asthma, welches wir heute bei immerhin etwa 10-20 Prozent aller erwachsenen Pferde in Stallhaltung (mit Stroheinstreu und Fütterung von trockenem Heu) beobachten. Meist sind Pferde ab einem Alter von sieben oder acht Jahren betroffen. Die im Vordergrund stehenden Symptome sind Husten und Schweratmigkeit, verbunden mit einer vermehrten Bauchpresse, manchmal auch Nüsternatmung und Nasenausfluss.

Abhusten zu Beginn des Trainings ist ein Warnsignal

Viel häufiger noch tritt das gering- bis mittelgradige Asthma auf, welches wir früher als IAD (inflammatory airway disease) bezeichnet haben. Hier steht die Leistungsschwäche beim Pferd im Vordergrund. Manchmal kommt Husten hinzu, hier ist vor allem das Abhusten zu Beginn der Arbeit zu nennen, das häufig nicht beachtet wird. Man sollte es aber als Warnsignal ernst nehmen. In manchen Studien sind bis zu 100 Prozent der Pferde in Stallhaltung von gering- bis mittelgradigem Asthma betroffen.

An gering- bis mittelgradigem Asthma können Pferde jeder Altersgruppe erkranken. Per Definition ist diese Form des Equinen Asthmas heilbar, hat aber ein höheres Risiko, später in ein hochgradiges Asthma überzugehen. Dieses hochgradige Asthma ist eine chronische Erkrankung, welche lebenslang gemanagt werden muss, da sie nicht heilbar ist.

So sieht das Zellbild der Bronchoalveolarlavage (BAL) eines Pferdes mit Asthma aus. Foto: EquiZyt

Generell handelt es sich bei Asthma um einen Oberbegriff, der verschiedene nicht-infektiöse, entzündliche Erkrankungen der tiefen Atemwege umfasst. Das heißt, betroffen sind die kleinen Bronchiolen und Alveolen, in denen der Gasaustausch und die Aufnahme von Sauerstoff ins Blut stattfindet.

Spülproben aus der Lunge helfen bei der Diagnose

Die genaue Diagnose zu stellen, können wir Tierärzte bei vielen dieser asthmatischen Erkrankungen nur durch eine gezielte Abklärung mittels Endoskopie und einer Entnahme von Spülproben aus der Luftröhre (Tracheobronchialsekret) sowie aus der Tiefe der Lunge (Bronchoalveolarlavage, BAL).

Sind die Proben gewonnen, wird nun das Zellbild der Proben genauer untersucht. Art und Anzahl der Entzündungszellen geben einen Hinweis auf die Asthma-Untergruppe, der die Erkrankung zugeordnet werden kann. Das zytologische Bild einer durch die Bronchoalveolarlavage gewonnenen Probe ist bei hochgradigem Asthma durch eine Ansammlung von neutrophilen Granulozyten geprägt (mehr als 25 Prozent des prozentualen Zellbildes der BAL).

Mikroskop-Bild: Im Tracheobronchialsekret eines asthmatischen Pferdes zeigen sich Fragmente von Pilzhyphen und Pilzsporen. Foto: EquiZyt

Gering- bis mittelgradiges Asthma zeigt sich meist durch Zunahme der neutrophilen Granulozyten, eosinophilen Granulozyten oder Mastzellen. Auch eine gemischte Entzündungsreaktion, etwa durch neutrophile Granulozyten und Mastzellen, ist möglich.

Gerade bei jungen Sportpferden findet sich häufig ein gering- bis mittelgradiges Asthma als Ursache von Leistungsschwäche und Abhusten. Je nach Sportdisziplin finden wir zusätzlich auch sogenanntes belastungsassoziiertes Lungenbluten (EIPH).

Dabei sehen wir bei der Endoskopie Blut in der Luftröhre oder können in der BAL mit roten Blutzellen und deren Abbauprodukten beladene Fresszellen (sogenannte Hämosiderophagen) nachweisen. In manchen Fällen enthält die BAL-Spülprobe sogar mehr Pilzsporen als Entzündungszellen, was für eine hochgradige Belastung der Atemluft mit Schimmelpilzen und Staub spricht.

In seltenen Fällen, vermutlich aber unterdiagnostiziert, kommen bei Pferden auch sogenannte interstitielle Lungenerkrankungen vor, die das Lungengewebe (Interstitium) betreffen. Diese gehen ebenfalls primär mit Leistungsschwäche und im weiteren Krankheitsverlauf auch mit Dyspnoe (Atemnot) einher. Um die Diagnose zu stellen, benötigen wir meist zusätzlich zur Endoskopie und Probenentnahme weitere Untersuchungen, etwa Röntgen- und Ultraschalluntersuchung des Brustraums.

Was sind die Ursachen dafür, dass bei Pferden die Fallzahlen bei Equinem Asthma steigen? Wir vermuten viele verschiedene Faktoren, wobei neben der genetischen Prädisposition vor allem die Haltungs- und Fütterungsbedingungen ausschlaggebend sind.

Frische Luft und Sandbad: Im Paddock genießt Shosho das ganze Jahr über die natürlichen Umweltreize und guckt herum, was passiert. Foto: Maresa Mader

Damit meinen wir neben der grundsätzlichen Qualität der Einstreu und des Raufutters in Bezug auf Staub und Schimmelpilzbelastung auch Umwelteinflüsse, etwa das Stallmanagement. So führt zum Beispiel der Einsatz eines Laubbläsers im Stall zu einer hochgradigen Staubbelastung der Atemluft und ist in gut gemanagten Ställen ein No-Go.

Optimale Pferdehaltung ist für die Atemwege am wichtigsten

Bei der Behandlung von asthmatischen Pferden spielen daher optimale Haltung und Fütterung sowie das Management des Pferdes die weitaus größte Rolle. Zusätzlich kann eine individuelle medikamentöse Therapie erfolgen, und zwar stets nach Diagnosestellung und Beratung durch den betreuenden Tierarzt.

Gut zu wissen: So beugen wir Husten und Asthma vor

Top 1: Gutes Stallmanagement. Pferde viel bewegen und täglich mindestens stundenweise auf Paddock oder Koppel bringen. Spaziergänge und Reiten möglichst oft an der frischen Luft. Reduktion von Staub und Pilzsporen durch gute Stallbelüftung (Fenster öffnen) und Optimieren von Heuproduktion/-lagerung, staubfreie Einstreu und Futter, möglichst Ausmisten und Fegen, während Pferde draußen sind, keine Laubbläser zum Fegen verwenden).
Top 2: Inhalieren und Ernährungsmedizin. Täglich ca. 15 Minuten Inhalieren mit physiologischer Kochsalzlösung zum Vorbeugen von Reizungen und Pflegen der Atemwegsschleimhaut. Bei Vorliegen einer asthmatischer Erkrankung Inhalieren mit Medikamenten nach Empfehlung und Verordnung durch den Tierarzt. Entzündungshemmende Fütterung (zum Beispiel mit Omega-3-Fettsäuren) kann unterstützend helfen.

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